Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

518. Soech'en von 1833—1848. 
Publikums und die Fruchtbarkeit bedeutender, zum Theil in 
Leipzig selbst lebender dramatischer Autoren, den Glanz der 
Küstnerschen Periode, leider aber nur für eine kurze Zeit 
zurückzurufen. Leipzig war auch, bis 1834, die Geburtsstätte 
von R. Wagners aufstrebendem Genius, der dann als Kapell- 
meister nach Dresden gieng, wo der Tenor Tichatscheck (seit 
1838) und die Schröder-Deorient als Sterne erster Größe am 
Opernhimmel glänzten. Die Hofbühne, auf der Emil, Karl 
und Eduard Derrient, Pauli, Porth, Winger, die Damen 
Beyer, Berg u. A. wirkten, blieb auch in den neuen Räumen 
die Pflegerin des classischen Dramas; auf ihr wurden auch 
seit 1834 die Schau= und Lustspiele der Prinzessin Amalie, 
ältester Schwester des Königs, zuerst dem Publikum vorgeführt, 
Dichtungen des bürgerlichen Genres, die, ausgezeichnet durch 
Gemüthstiefe und Feinheit der Empfindung wie der Form, in 
jener dürren Zeit der deutschen dramatischen Literatur geradezu 
eine Lücke r und ihren Weg über alle deutschen Bühnen 
fanden 1). 
So lebte man sah also unter allseitigem gedeihlichen Zu- 
sammenwirken immer mehr in die neue Verfassung ein. Aber 
dieser Stand der politischen Unschuld konnte nicht dauern. Je 
allgemeiner und stärker die Theilnahme an öffentlichen Dingen 
erwachte, desto eher mußten die inneren, durch den Compromiß 
von 1831 ungelöst gebliebenen Gegensätze in Kampf gerathen, 
desto energischer die vorwärtsdrängenden Zeitideen auch in 
Sachsen Fuß zu fassen suchen. Beide Richtungen traten schon 
auf dem zweiten constitutionellen Landtage deutlich erkennbar 
hervor. Die Aristokratie, namentlich pie grundbesitzende, hörte 
nicht auf sich als den bevorzugten Stand zu betrachten und 
auch auf dem Boden der Verfassung Vorrechte geltend zu 
machen. Die von ihr selbst in Anregung gebrachte Reform 
1) Originalbeiträge zur deutschen Schaubühne 1836—44, 7 Bände. 
Eleich ihrer Großmutter war die Prinzessin auch Sängerin und Compo- 
nistin. Mitte der 50er Jahre erblindet erhielt sie durch eine glückliche 
Operation das Augenlicht wieder; sie starb 18. September 1870.
	        
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