Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

2. Kapitel. Die Entwickelung der Eisenbahnen. 239 
unter Vernachlässigung des Gesichtspunktes der Wirtschaftlichkeit des 
Betriebs. Legt man diesen Gesichtspunkt an, so wird im allgemeinen 
die Reibungsbahn bei Hauptbabnen für Steigungen von mehr als 35 v. 
Tausend nicht zweckmäßig sein; bei Nebenbahnen, die ohnehin lang- 
sameren Betrieb haben, liegt die Grenze höher und kann wobl über 40, 
selbst bis 50 v. Tausend gesteigert werden. Die elektrisch betriebenen 
Straßenbahnen sind darin viel leistungsfähiger und können Steigungen 
von 100—110 v. Tausend überwinden, aber mit starkem Stromverbrauch 
und deshalb nur für kurze Strecken. Vielfach verteilt man bei den 
Reibungsbahnen die Steigung auf längere Strecken durch Schleifen und 
Windungen, was aber die Anlagekosten sehr steigert und den Betrieb 
vertenert. Bei Steigungen, bei denen die Reibungsbahn nicht mehr 
anwendbar ist, hat man deshalb besondere Bahnformen angewandt, die 
natürlich auch besondere Lokomotiven erfordern. Dahin gehören die 
Zahnradbahnen; bei ihnen wird zwischen die gewöhnlichen Schienen 
eine Zahnstange gelegt, in die das an der Lokomotive befestigte Zahnrad 
eingreift. Die Zahnstangen sind dabei sehr verschiedener Art. Die ültere, 
von RlodENBACH erfundene wurde Anfang der 70 er Jahre des 19. Jahr- 
hunderts in der Schweiz, die neuere, von RoMAN ABT erfundene wurde An- 
fang der 80er Jabre im Harze verwendet; sie ermöglichen die Uberwindung 
von Steigungen bis 250 v. Tausend. Auf der Pilatusbahn ist 1886 eine 
von LocHER erfundene Zahnstange benutzt, und auf der Jungfraubahn 
1898 eine von Srhon erdachte, die beide zur Uberwindung größerer Höhen 
geeignet sind. Für sehr starke Steigungen benutzt man die Form der Seil- 
bahnen, bei denen zwei in entgegengesetzter Richtung laufende Wagen durch 
ein Drahtseil verbunden sind. Als Triebkraft dient entweder die Schwer- 
kraft, wobei der abwärts gehende Wagen das Ubergewicht haben muf, 
oder eine feststcehende Maschine, durch welche die Seilrolle gedreht 
wird. Meist werden elektrische Maschinen dazu verwandt. Die Stei- 
gungen, die auf diese Weise überwunden werden, gehen m. W. tatsäch- 
lich über 550 v. Tausend nicht binaus; es können aber auch Steigungen 
von über 600 v. Tausend genommen werden. Mit Hilfe der Seile lassen 
sich auch senkrechte Bewegungen in den Bergaufzügen bewirken. Alle 
diese Fahrbahnen haben nur für den Gebirgs- und Bergverkehr Be- 
deutung, sind also nur in räumlicher Beschränkung anwendbar. Uber- 
wiegend dienen sie dem Personenverkehr. 
2. Die Entwichel##no der 7wiebsrast 2end der Fausrzeige. So 
lange die Schienenbahn nur mit tierischen Triebkräften befahren wurde, 
was u. A. in England, Deutschland, Osterreich, Frankreich nicht selten ge- 
schah, feblte der mächtige Anstoß, der den Schienenbahnen eine 80 
grobe Bedeutung für das Verkehrsleben verleihen sollte. Erst die Dienst- 
barmachung der Dampfkraft für die Beförderung auf Schienen lieb das 
Eigenbahnzeitalter entstehen.
	        
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