Full text: Volksvergiftung 1914-1918.

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mal durch den Streik, der von der Opposition geführt worden war, 
zu ganz bedeutend weitergehenden Entschließungen gedrängt wurde 
wie früher, wollte sie nicht den letzten Rest ihres Einflusses auf die 
Masse verlieren. 
Vom 22. bis 23. April 1917 hielt sich Erzberger in Wien auf, 
wo er jenen berühmten Geheimbericht des Grafen Czernin sich zu 
verschaffen wußte 1, den er, ungeachtet der verderblichen Folgen für 
Deutschland und seine Verbündeten, weitergab. Es ist dies eben- 
derselbe Bericht, der dem englischen Ministerrat im Juli 1917 vorlags 
und die Entente in ihrer bereits erlahmenden Widerstandskraft 
stärkte, da sie nunmehr vollkommen über die gefährdete Lage der 
Mittelmächte unterrichtet war. An demselben Tage hatte Scheide- 
mann eine Unterredung mit dem Staatssekretär Zimmermanns, 
die sich im wesentlichen um die Aprilresolution der Sozialdemokratie 
drehte. Während es Scheidemann in der Öffentlichkeit stets an Mut 
gebrach, sich offen für die revolutionäre Sache zu bekennen, raffte er 
sich in dieser Unterredung unter vier Augen zu der Drohung auf, daß, 
wenn die Regierung sich nicht überlege, was sie tue, „die Situation 
in Deutschland sich russisch gestalten“ würde. 
Am 25. April 1917 fuhren Ebert und Scheidemann nach 
Stockholm, um Stauning über die Haltung der Sozialdemokratie 
in der elsaß-lothringischen Frage eingehend aufzuklären. Sie be- 
kundeten ihm, daß ihre ablehnende Haltung gegenüber der Forderung 
einer Rückgabe Elsaß-Lothringens nicht eine strikte Ablehnung jeder 
Unterhaltung über eine Grenzberichtigung bedeute. Diese Informa= 
tionen waren hauptsächlich für den in den nächsten Tagen in Stock- 
holm erwarteten französischen Sozialdemokraten und Munitions= 
minister Thomas bestimmt. 
Am 1. Mai 1917 veröffentlichte die holländische Delegation des 
Internationalen Sozialistischen Bureaus einen „Aufruf an die sozia- 
listischen Parteien aller Länder“, und das radikale Organ der öster- 
reichischen Sozialdemokraten, die „Wiener Arbeiter-Zeitung“, forderte 
diesmal in ihrem Aufruf zum 1. Mai zur Arbeitsruhe auf. 
1 „Hamburger Nachrichten“, 28. Juli 1919. 
„Kreuz-Zeitung“, 31. Juli 1919. 
2 Scheidemann, „Der Jusammenbruch“, S. 120.
	        
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