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Seine revolutionaͤre Gesinnung dokumentierte er mit den Worten:
„Die russische Revolution haben wir als Friedensfreunde
und Demokraten mit Jubel begrüßt. Stockholm hat leider
die vielleicht allzu hoch gespannten Erwartungen nicht befriedigt.
Jedenfalls haben wir die Formel des Arbeiter= und Soldaten-
rates rückhaltlos angenommen.“
In Hinsicht auf die Paßverweigerungen in den Ententestaaten
anläßlich der Stockholmer Konferenz raffte er sich zu der energischen
Drohung auf:
„Hätte die deutsche Regierung gewagt, einen solchen Angriff
gegen unsere Friedensarbeit zu unternehmen, so wäre das für
uns die Kraftprobe gewesen. Wir hätten alles darangesetzt,
diesen Widerstand zu brechen.“
Seine Witterung für die anbrechende revolutionäre Morgenröte
bekundete er in den Schlußsätzen seiner Rede, in denen er sagte:
„Mögen die Gegner statt des Jubels lieber auf der Hut sein,
daß die sozialistische Flut nicht die Däimme durchbricht und über
ihnen zusammenschlägt.“
Ihm würdig zur Seite stand am 3. Verhandlungstag der Genosse
Hochl, der einen schlagenden Beweis für die politische Reife der
Sozialdemokratie erbrachte, indem er mit Pathos erklärte: „Erobe-
rungen und Vergewaltigungen sind heute überhaupt nicht mehr
möglich!!“ Erifst es auch, der in denkwürdiger Weise die Konjunktur-
politik der Sozialdemokratie charakterisierte in den Worten:
„Selbstverständlich können wir mit den bürgerlichen Parteien
in der Friedensfrage zusammengehen, aber wir müssen die
Bewegung in der Hand behalten und ihr die Richtung weisen.
Wir wären ja Idioten, wenn wir die Hilfe verschmähten, aber
wir müssen jedes Abweichen verhindern.“
Schließlich stellte er fest:
„Wir müssen den Leuten, die draußen leiden, die Sicherheit
geben, daß wir den Kampf gegen den inneren Feind mit vollster
Rücksichtslosigkeit und Schonungslosigkeit führen.“
1 „Vorwärts“, 18. Oktober 1917.