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In diesem Nachrichtendienst hat die in Amerika bestehende Partei
der „International War workers“ eine große Rolle gespielt. Die
Bolschewisten haben vom ersten Tage ihrer Regierung an kein Mittel
gescheut, um der Revolution in Deutschland zum Siege zu verhelfen.
Die spätere russische Botschaft in Berlin, deren Führung in den Hän-
den des berühmten Herrn Joffe lag, war ein Tummelplatz aller
deutschen revolutionären Führer. Auf ihr verkehrten auch die Reichs-
tagsabgeordneten Herzfeld, Cohen, Ledebour, Adolf Hoff-
mann und Eduard Bernsteint, die angesichts der Not des vierten
Kriegsjahres von den bolschewistischen Menus, bestehend aus Vor-
speise, Gerstensuppe, Forellen, jungen gebratenen Enten, römischem
Salat, Selleriegemüse, Melbaeis und Nachtisch, gern Gebrauch
machten.
Die langwierigen Friedensverhandlungen in Brest-Litowssk, die
weniger durch die Ungeschicklichkeit deutscher Militärs als durch den
agitatorischen Zynismus der Bolschewisten erschwert wurden, nahmen
nicht den Verlauf, den man allgemein erwartet hatte, und nun hielt
die Sozialdemokratie den Zeitpunkt für gekommen, durch einen poli-
tischen Massenstreik einen entscheidenden Druck auf die Regierung
auszuüben.
Zum Ausbruch kam der Massenstreik zuerst in Osierreich-Ungarn
am 16. Januar 1918. In Wien, Prag und Budapest kam es zur Bil-
dung von Arbeiterräten. Die deutschen Mehrheitssozialdemokraten,
die über die revolutionäre Agitation in Berlin unterrichtet waren,
beeilten sich, den österreichischen Streikenden ihre Sympathie auszu-
sprechen. Ebert erklärte am 22. Januar 1918 im Hauptausschuß
des Reichstags:
„Wir begrüßen das Vorgehen des Proletariats in Österreich
und Ungarn und drücken ihm unsere volle Sympathie aus.
bruch ich am 10. d. Mts. aus einem bestimmten Grunde erwarte. Heil und
Sieg Liebknecht!
Obgleich ich keine Nachrichten von Dir habe, schreibe ich diesn an Frau Leßlie,
deren Familie ich meine größte Hochachtung und freundliche Grüße auszudrücken
bitte. Ich nehme an, Du wirst da sein und ein paar angenehme Tage verleben.
Hier herrscht eine Art psychologische Aufregung unter den Pangermanisten
und Chauvinisten. Hans.
Fortsetzung folgt.
1 Kloth, „Einkehr“, S. 109.