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Im Sommer dieses Jahres begab sich Philipp Scheide-
mann nach Holland. Diese Reise, über die bis heute in der
Offentlichkeit fast so gut wie nichts bekannt ist, war, wie
eingeweihte Kreise wissen, von weltgeschichtlicher Bedeu-
tung. Herr Scheidemann hat sich bis heute über diese Reise
ausgeschwiegen, aber die Zeit ist vollbracht und es wird
ihm, wenn nicht andere reden sollen, nichts anderes übrig-
bleiben, als den Schleier zu lüften. Im Zusammenhang mit
dieser Reise sei hier zunächst nur auf die auffallende Tatsache ver-
wiesen, daß anfänglich auch der Abgeordnete Haase nach Holland
mit eingeladen war, daß er aber erst von der Reise erfuhr, als Scheide-
mann sie bereits ausge führt hatte.
Am 6. Juni 1918 hielt es der oppositionelle Reichstagsabgeordnete
Herzfeld für nötig, der Sozialdemokratie die Leviten zu lesen.
Sozialdemokratische Redakteure hatten an einer von einem General--
kommando herausgegebenen Propagandaschrift mitgearbeitet, worauf
Herzfeld erklärte:
„Und ich sage, diese Gewerkschaftsbeamten und diese Re-
dakteure, welche die Mitarbeiter und die Verteiler dieser Schrift
des Generalkommandos sind, dieser Schrift, eingehüllt in den
sozialdemokratischen Mantel zur Täuschung der Arbeiterklasse,
diese Redakteure und Gewerkschaftsbeamten sind Verräter
an den Interessen der Arbeiter.“
Der Monat Juli des Jahres 1918 findet die revolutionären Markt-
schreier wieder auf den Tribünen der verschiedenen Parlamente. Am
8. Juli 1918 erklärte Scheidemann im Reichstag:
„Täuschen Sie sich nicht darüber, in den Massen herrscht eine
aufs höchste gesteigerte Erbitterung nicht nur bei dem Industrie-
proletariat, sondern auch in den breiten Massen der Beamten
und Angestellten, des Mittelstandes und der ländlichen Bevöl-
kerung. Es gibt nur eine Stimme, die sich in dem Wort zu-
sammenfaßt: Schluß!“
Ihm sekundierte in derselben Sitzung Ledebour, der behauptete:
„.. Sollten die bestehenden Einrichtungen in Rußland unter
dem Schutze der deutschen Truppen gestürzt werden, sollte es
wirklich zu einer Vergewaltigung der russischen Arbeiter und