Full text: Volksvergiftung 1914-1918.

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„. . Die ungeheure Mehrheit unserer Volksgenossen ist in 
diesen Krieg gegangen in der Uberzeugung, daß sie nicht für 
die Erhaltung Deutschlands, wie es vor dem Kriege war, 
sondern für ein besseres und freieres Deutschland kämpft. “ 
Noch deutlicher drückte sich die Sozialdemokratie im „Vorwärts“ 
vom 28. September 1918 aus, in dem zu lesen stand: 
„Ee ist jetzt die Stunde gekommen, ganz offen zu reden, und 
wir sind entschlossen, es zu tun! In dem allgemeinen Tohu- 
wabohu würde sehr viel zum Teufel gehen, was wir Sozial- 
demokraten längst zum Teufel gewünscht haben, neben vielem 
Unrecht würde sich auch mancher Akt weltgeschichtlicher Ge- 
rechtigkeit vollziehen, das Aufräumen wäre gründlich 
Diese Worte beweisen, daß die Sozialdemokratie sich wieder- 
gefunden hatte und offen ihre staatsfeindliche und reichszerstörerische 
Einsiellung zu erkennen gab. 
Am 14. September 1918 veröffentlichte Graf Burian seine Note 
an alle kriegführenden Länder zwecks Einleitung sofortiger Friedens- 
verhandlungen, die für die Feinde das offene Eingeständnis des Zu- 
sammenbruchs Ösierreich-Ungarns war. 
Inzwischen spielte sich in Deutschland hinter den Kulissen der 
Endkampf zwischen der Monarchie und den Vertretern des „parla- 
mentarischen Systems“ ab. Ein Blick hinter diese Kulissen lehrt, 
welche Führerlosigkeit und Ziellosigkeit, welche Feigheit und Erbärm- 
lichkeit, welche geistige Armut, seelische Kleinheit, menschliche Hoff- 
nungslosigkeit, welche Verwirrung von Phrasen, Reden, Programmen 
und Schlagworten die Politik der Mehrheitsparteien der Friedens- 
resolution vom 19. Juli 1917 charakterisierten. Am deutlichsten tritt 
dieser Mangel jeder schöpferischen politischen Fähigkeit in jenen 
Tußerungen Eberts in die Erscheinung, die er am 23. September 
1918 in der Sitzung des Parteiausschusses machte, in der über den 
Eintritt der Sozialdemokraten in die Regierung verhandelt wurde. 
Er sagte!: 
„Wollen Sie jetzt keine Verständigung mit den bürgerlichen 
Parteien und der Regierung, dann müssen wir die Dinge laufen 
1 Fröhlich, „JZehn Jahre Krieg und Bürgerkrieg“, S. 220.
	        
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