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dem ganz einfachen Grunde, weil es, anstatt sich auf den entscheiden-
den Endkampf mit den Feinden in geistiger und militärischer Hinsicht
einzustellen, seine vornehmste Aufgabe in dem parlamentarischen Feld-
zug gegen die Oberste Heeresleitung sah, den es gewonnen hatte, als
Erzberger schrieb1: „ das Heer ist jetzt ein Instrument im Dienste
der Regierungspolitik geworden.“ Offener ist das frivole Spiel der
ersten parlamentarischen Regierung niemals gekennzeichnet worden.
Offener ist aber auch niemals zugegeben worden, daß die Politik der
ersten parlamentarischen Regierung des Prinzen Max von Baden von
der Niederlage des Heeres zur Niederlage des Volkes führte. Die
Oberste Heeresleitung hatte eine Schlacht verloren. Die Politik der
ersten parlamentarischen Regierung aber verlor den Krieg!
Die linksradikalen Kreise hatten inzwischen die Entwicklung sorg-
fältig verfolgt und die Zeit benutzt, die Revolution mit aller Energie
vorwärts zu treiben.
Bereits am 7. Oktober tagte in Gotha eine Reichskonferenz des
Spartakusbundes, an der 57 Vertreter aus 17 Ortsgruppen teil-
nahmen?.
1 Exzberger in der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“, 30. Oktober 1918.
Das von dieser Konferenz herausgegebene Flugblatt schließt mit folgen-
den Forderungen:
„Unbekümmert um Gesetze und Verordnungen der kommandierenden Gene-
rale, muß das Proletariat mit allen Mitteln verlangen:
1. Unwerzügliche Freilassung all derer, die für die Sache des Proletariats in
den Gefängnissen und Zuchthäusern, sei es in Schutzhaft oder in Straf-
haft, schmachten; Befreiung aller Soldaten, die wegen militärischer und
politischer Verbrechen verurteilt sind. Entlassung aller Soldaten, die aus
politischen Gründen eingezogen sind oder im Heer zurückgehalten werden;
Aufhebung aller Beschränkungen, die aus politischen Gründen über Sol-
daten verhängt wurden.
2. Die sofortige Aufhebung des Belagerungszustandes.
3. Sofortige Aufhebung des Hilfsdienstgesetzes.
Darüber hinaus hat das Proletariat zu fordern:
1. Annullierung sämtlicher Kriegsanleihen ohne jede Entschädigung.
2. Enteignung des gesamten Bankkapitals, der Bergwerke und Hütten,
wesentliche Verkürzung der Arbeitszeit, Festsetzung von Mindestlöhnen.
3. Enteignung alles Groß= und Mittelgrundbesitzes, Übergabe der Leitung
der Produktion an Delegierte der Landarbeiter und Kleinbauern.