Full text: Volksvergiftung 1914-1918.

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revolutionaͤren Obleute, die sich versammelt hatten, entschieden sich 
gleichfalls für die Aktion am nächsten Tage, zuma sie in der inzwischen 
auch bekannt gewordenen Verhaftung Däumigs die erste Gegenmaß- 
nahme der Regierung erblickten. Gleichzeitig erließen noch Dr. Ernst 
Meyer und Liebknecht vom Spartakusbund aus die Parole, am näch- 
sten Tag die Fahne des Aufruhrs zu entfalten, so daß sich also in 
Wirklichkeit drei Aktionen parallel nebeneinander bewegten. 
Die Führer der Unabhängigen Sozialdemokratie Ledebour, Dittmann 
und Vogtherr waren in der Nacht vom 8. auf den 9. November im Reichs- 
tag geblieben, um von dort aus ihrerseits die Bewegung zu leiten. 
Am 9. November verriet die Regierung des Prinzen 
Max von Baden Kaiser und Reich und erklärte vor der 
Weltgeschichte den Bankerott des parla mentarischen Sy- 
stems in Deutschlandt. 
Am Morgen des 9. Novembers legte Scheidemann sein Amt als 
Staatssekretär nieder, um seinerseits für andere Dinge Bewegungs- 
freiheit zu haben. Es muß hier einmal festgestellt werden, daß 
Scheidemann vom Kaiser zum Staatssekretär ernannt wor- 
den war, und der Kaiser, der bis zu diesem Augenblick noch nicht 
abgedankt hatte, den Rücktritt Scheidemanns auch nicht genehmigt 
hatte. Als Scheidemann dann im Laufe des Vormittags des 9. No- 
vembers sich mit Ebert und Braun zu den Unabhängigen in den Reichs- 
tag begab, um ihnen die Revolution auf Halbpart anzubieten, tat er 
dies immer noch in seiner Eigenschaft als Staatssekretär 
der kaiserlichen Regierung. 
1 Fast genau einen Monat vorber hatte derselbe Prinz Maxr von Baden 
noch pathetisch im Reichstag erklärt: 
„.. Wie dieses Ergebnis auch ausfallen möge, ich weiß, daß es Deutsch- 
land fest entschlossen und einig finden wird, sowohl zu einem redlichen Frieden, 
der jede elgensüchtige Verletzung fremder Rechte von sich weist, als auch zu dem 
Endkampf auf Leben und Tod, zu dem unser Volk ohne eigenes Verschulden 
gezwungen wäre, wenn die Antwort der mit und im Kriege stehenden Mächte 
auf unser Angebot von dem Willen, uns zu vernichten, diktiert sein sollte. 
Kein Jagen befällt mich bei dem Gedanken, daß dieses zweite Ergebnis 
eintreten könnte, denn ich kenne die Größe der gewaltigen Kräfte, die auch jetzt 
noch in unserem Volke vorhanden sind, und ich weiß, daß die unwiderlegliche 
Überzeugung, um unser Leben als Nation zu kämpfen, diese Kräfte verdoppeln 
würde.“ (Sitzung am 5. Oktober 1918.)
	        
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