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in den Arbeitermassen jenseits der Grenze nicht Feinde, sondern Freunde und Ge-
nossen, die wir an dem Gebäude einer neuen Welt zimmern. Unsere Vaterlands-=
liebe weist in die Zukunft. Sie ist die Liebe zu einem Vaterlande, das ersit werden
soll: ein glückliches Land, von aufrechten und glücklichen Menschen bewohnt,
die mit ihren Brudervölkern auf dem weiten Erdenrund gemeinsam schaffen an
den Werken der Gesittung. Und wir als kampfgewohnte und hoffnungsfreudige
Jugend aber sollen dieses Vaterland der Zukunft dereinst erobern.
Also vorwärts, du junge Garde des Proletariats!“
8. Der Brief wurde zum erstenmal in der „Roten Fahne“ am 15. Januar
1925 veröffentlicht. Er lautet:
2. September 1915.
Liebe Genossen!
Verzeiht wenige eilige Zeilen. Ich bin vom Militarismus gefangen,
gefesselt. So kann ich nicht zu Euch kommen. Mein Herz, mein Kopf,
meine ganze Sache ist dennoch bei Euch.
Ihr habt zwei ernste Aufgaben. Eine harte der rauhen Pflicht und eine
heilige der enthusiastischen Begeisterung und Hoffnung.
Abrechnung, unerbittliche Abrechnung mit den Fahnenflüchtigen und
Uberläufern der Internationale in Deutschland, England, Frankreich
und anderwärts.
Gegenseitige Verständigung, Ermutigung, Anfeuerung der Fahnen-
treuen, die entschlossen sind, keinen Fuß breit vor dem internationalen
Imperialismus zu weichen, mögen sie auch als Opfer fallen. Und Ord-
nung in den Reihen derer zu schaffen, die auszuharren entschlossen sind;
auszuharren und zu kämpfen, den Fuß fest am Boden des internationalen
Sozialismus.
Die Prinzipien unserer Stellung im Weltkrieg als Spezialfall der
Prinzipien unserer Stellung zur kapitalistischen Gesellschaftsordnung
gilt's kurz zu klären. Kurz — so hoffe ich! denn hier sind wir alle, seid
Ihr alle einig, müssen wir einig sein. Die taktischen Folgerungen aus
diesen Prinzipien gilt's vor allem zu ziehen. — Rücksichtslos für alle
Länder!
Burgkrieg, nicht Burgfriede! Internationale Solidarität des Prole-
tariats üben gegen pseudonationale, pseudopatriotische Klassenharmonie;
internationaler Klassenkampf für den Frieden, für die sozialistische Re-
volution. Wie's zu kämpfen gilt, muß festgelegt werden. Nur im JZu-
sammenwirken, nur in der Wechselwirkung von einem Lande zum anderen,
sich gegenseitig steigernd, können die möglichsten Kräfte, die erreichbaren
Erfolge erzielt werden.
Die Freunde jedes Landes haben die Hoffnungen und Aussichten der
Freunde jedes anderen Landes mit in der Hand. Ihr französischen und
Ihr deutschen Sozialisten vor allem seid einander Schicksal. Ihr fran-
zösischen Freunde, ich beschwöre Euch, laßt Euch nicht von der Phrase der
nationalen Einmütigkeit — dagegen seid Ihr gefeit —, aber auch nicht