Full text: Volksvergiftung 1914-1918.

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Arbeiter! Parteigenossen! Genug des Brudermords! Der 1. Mai kommt 
als Mahner, er pocht an eure Herzen, an euer Gewissen. Der Verrat am So- 
zialismus, an der internationalen Solidarität der Arbeiter hat die Völker ins 
Verderben des Weltkriegs gestürzt. Nur die Rückkehr zum Evangelium des 
völkerbefreienden Sozialismus, zur proletarischen Internationale kann die 
Völker, die Kultur, die Arbeitersache aus dem Abgrund retten. Zeigt am 1. Mai, 
daß dieses Evangelium in euren Herzen und Hirnen lebt. Beweist den herrschen- 
den Klassen, daß die Internationale, daß der Sozialismus nicht tot sind, daß sie 
mit neuer Kraft, wie Phönir aus der Asche emporsteigen! Die proletarische 
Internationale kann nicht in Brüssel, im Haag oder Bern durch ein paar Dutzend 
Leute wieder aufgerichtet werden, sie kann nur aus der Tat der Millionen auf- 
erstehen. Sie kann nur hier in Deutschland wie drüben in Frankreich, in England, 
in Rußland auferstehen, wenn die Massen der Arbeiter allenthalben selbst die 
Fahne des Klassenkampfes ergreifen und ihre Stimme mit Donnergewalt gegen 
den Völkermord erschallen lassen. 
Arbeiter, Parteigenossen und ihr Frauen des Volkes! Laßt diesen zweiten 
Maifeiertag des Weltkrieges nicht vorübergehen, ohne ihn zur Kundgebung des 
internationalen Sozialismus, zum Protest gegen die imperialistische Metzelei 
zu gestalten. Am 1. Mai reichen wir über alle Grenzsperren und Schlachtfelder 
hinweg die Bruderhand dem Volke in Frankreich, in Belgien, in Rußland, in 
England, in Serbien, in der ganzen Welt! Am 1. Mai rufen wir vieltausend- 
stimmig: 
Fort mit dem ruchlosen Verbrechen des Völkermordes! Nieder mit seinen 
verantwortlichen Machern, Hetzern und Nutznießern! Unsere Feinde sind nicht 
das französische, russische oder englische Volk, das sind die deutschen Junker, 
die deutschen Kapitalisten und ihr geschäftsführender Ausschuß: die deutsche 
Regierung! Auf, zum Kampfe gegen diese Todfeinde jeglicher Freiheit, zum 
Kampfe um alles, was das Wohl und die Zukunft der Arbeitersache, der Mensch- 
heit und der Kultur bedeutet! 
Schluß mit dem Kriege! Wir wollen den Frieden! 
Hoch der Sozialismus! Hoch die Arbeiterinternationale! 
Proletarier aller Länder, vereinigt euch! 
12. Aufruf zum Januarstreik. 
Arbeiterinnen! Arbeiter! 
Auf, zum Massenstreik! Auf, zum Kampf! Soeben hat das österreichisch- 
ungarische Proletariat ein mächtiges Wort gesprochen. Fünf Tage lang ruhte 
die Arbeit in allen Betrieben in Wien, Budapest usw. im ganzen Reiche. In Wien 
haben die Arbeiter den Straßenbahnverkehr eingestellt, auch der Eisenbahnverkehr 
wurde zum Teil lahmgelegt, es erschien keine einzige Zeitung. An vielen Orten 
kam es zu einer offenen Erhebung der Bevölkerung und zum Kampf mit der 
Regierungsmacht. In Prag und Budapest wurde die Republik proklamiert 
In Wien hielten die Arbeiter die Brücken besetzt, um das Eindringen der Polizei 
in die Arbeiterviertel zu verhindern.
	        
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