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zu suchen! Während des Massenstreiks im April v. J. haben die Cohen, die
GSiering, die Körsten, die Scheidemänner und ihre Presse in heimtückischer Weise
der Streikbewegung das Genick gebrochen, indem sie die Unklarheit der Masse
ausnutzten und den Kampf auf falsche Bahnen lenkten. Lassen wir uns nicht
durch die Friedensphrasen und die Maske der angeblichen Sympathie mit unserm
Kampf betören, die diese Judasse jetzt nach den ssterreichischen Vorgängen be-
nutzen werden. Von diesen Wölfen im Schafspelz droht der Bewegung
eine viel schlimmere Gefahr, als von der königlich preußischen und ander-
weitigen Poltzei!
Und nun, Arbeiter und Arbeiterinnen, auf, zum Kampf! Wir haben eine
mächtige Waffe in der Hand, unsere Klassensolidarität! Machen wir Gebrauch
von dieser Waffe: Alle für einen, einer für alle! Dann sind wir gegen alle
Drohungen, Maßregelungen und Verfolgungen seitens der Gewaltherrscher
gefeit!
Ein roher Knecht der Säbeldiktatur, der General Gröner, hat nach dem
vorjährigen Aprilstreik jeden streikenden Arbeiter als Hundsfott beschimpft.
Zeigen wir der Welt, daß die „Hundsfötter“ in Deutschland noch etwas zu
sagen haben!
Mann der Arbeit, aufgewacht
Und erkenne deine Macht!
Alle Räder stehen still,
Wenn dein starker Arm es will!
Nieder mit dem Krieg! Nieder mit der Regierung!
Hoch der Massenstreik!
13. Kameraden, erwacht !
Vier Jahre wütet nun schon das grauenhafte Menschenmorden. Alle Kultur,
alles Leben erstickt in den furchtbaren Flutwellen sinnlos vergossenen Blutes.
Die Riesengebirge des Himalaja könnten fast in dem entsetzlichen Blutmeer
versinken. Und noch immer will der Blutrausch nicht verfliegen! Blutrot der
Horizont: es ist, als sieht man die Welt „durch Höhrauch oder durch farbig
Glas“! —
Die Erde scheint nichts weiter als ein riesengroßer Mordplatz!
Und warum werden täglich Zehntausende unserer Brühder, Väter, Söhne
und Freunde verstümmelt, zerfetzt, gemordet? Nun, ihr wißt es alle: Alle
Schuld an dem rasenden Völkermorden trägt das System der kapitalistischen
Ausbeutung der Massen durch eine Minderheit von Kapitalsbeherrschern. Es
ist die Macht= und Geldgier kapitalistischer Herrenmenschen, deren schamlose
Gewinnsucht unersättlich sst.
Und während die Kapitalisten und Großagrarier das leidende Volk aus-
wuchern, alle Lebens= und Bedarfsartikel in unerhörter Weise verteuern, halten
sich die Offiziere in ihrer besonderen Weise schadlos. Gute, reichliche Ver-
pflegung, elegante Wohnung, Bekleidung und Beschuhung, dazu hohe Gehälter
und Nebenbezüge und Vorrechte aller Art fordern und sichern sie für sich, als
wäre es eine Selbsiverständlichkeit. Daß dabei wir „gemeinen“ Soldaten und