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.. . Zu der Zeit, als Herr Ebert zum Reichskanzler er-
nannt wurde, hatte er sich aber schon selbst und mit ihm
seine Partei unter der Hand mit dem Gedanken an eine
Beteiligung an der revolutionären Erhebung vertraut ge-
macht. Ste hatten Besprechungen darüber in ihren Partei-
kreisen abgehalten.
Am 8. November hatten sie zum Abend 8 Uhr die Vertrauensleute ihrer
Partei zusammengerufen, sie kamen aber zu keinem Entschluß und bestellten
ihre Leute, weil doch die Demissionsgeschichte des Kaisers in der Schwebe war,
zum anderen Morgen, den 9. November. Da erst sollte die Entscheidung fallen.
Wie ich vorhin erwähnte, hatten wir am 8. November, da alle möglichen
Leute aus unseren Reihen verhaftet waren, die Parole ausgegeben, daß am
anderen Morgen, am 9. November, ein bewaffneter Aufstander-
folgen sollte. Meine Freunde Dittmann und Vogtherr, sowie ich, über-
nachteten im Reichstag in der Nacht vom 8. zum 9. November. Ich wollte und
mußte unter allen Umständen in Berlin rechtzeitig zur Stelle sein. Am Morgen
des 9. November waren wir drei im Reichstag in unserem Fraktionszimmer und
erwarteten Nachrichten von unseren Freunden über den Gang der Erbebung.
Da erschienen zu meinem großen Erstaunen plötzlich in unserem Fraktionszimmer
die Herren Reichskanzler Ebert, Staatssekretär Scheidemann und Herr Braun,
Leute, mit denen wir seit Jahren überhaupt nicht mehr privatim geredet hatten.
In einer Generalversammlung unserer Partei in Berlin hatte ich nämlich, als
sie uns den, Vorwärts“ gestohlen hatten, einen Antrag eingebracht, daß diese Leute
sich im Sinne des Parteistatuts einer ehrlosen Handlung schuldig gemacht hatten.
Der Antrag war einstimmig angenommen worden. Jetzt, als die Leute zu der
Überzeugung gekommen waren, daß unsere Erhebung auch ohne ihre Beteiligung
jedenfalls Erfolg haben würde, kamen sie zu uns in unser Fraktionszimmer
mit dem Angebot, Halbpart zu machen... An seinen Vorschlag knüpfte
Herr Ebert die Bemerkung: „JJa, wir halten unsere Leute noch
bis 12 Uhrzurück.“ Sie wußten also auf Grund unserer in der Nacht aus-
gegebenen Parole: am Sonnabend den 9. November in aller Frühe treten die
Arbeiter Berlins in einen Streik und marschieren bewaffnet nach dem Zentrum
der Stadt, um nötigenfalls jeden Widerstand der Polizei mit Waffengewalt
zu brechen.. Sie wußten, daß wir bereits die Parole der Revolution
gegen die Regierung, an deren Spitze Ebert stand, ausgegeben hatten, und nun
machen sie diesen Revolutionären, die gegen sie selbst Revolution machen wollen,
das Angebot: „Bitte, meine Herren, wir sind bereit, wir haben auch so etwas
im Werke.“
Ledebours Rede vor dem Schwurgericht des Land-
gerichts I in Berlin am 20. Mai 1919 in wörtlicher
Wiedergabe nach dem stenographischen Bericht.