Full text: Volksvergiftung 1914-1918.

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mit verschuldet, denn wir selbst haben unseren Feinden 
die Waffen geliefert, mit denen sie heute politisch gegen das 
Deutsche Reich kämpfen, und dem armen, versklavten und ver- 
preußten deutschen Volk als Menschheitsbeglücker eine freiere 
Zukunft bringen wollen.“ 
Zu erneutem Streit kam es in der sozialdemokratischen Fraktions- 
sitzung vom 29. November 1914. Die Auseinandersetzung über die 
Bewilligung der neuen Kriegskredite, die vom nationalen Gesichts- 
punkt eines Volkes aus gar nicht zur Diskussion stehen konnten, und 
auch in keinem der großen Ententestaaten zur Diskussion 
gestanden haben, nahm äußerst schroffe Formen an. Die Jahl der 
Kriegskreditverweigerer stieg diesmal auf siebzehn. Immerhin gelang 
es der Majorität noch, durchzusetzen, daß die Opposition im Plenum 
nicht öffentlich ihre abweichende Haltung zum Ausdruck brachte. Bei 
der Abstimmung am 2. Dezember 1914 stimmte Liebknecht aber doch 
in der öffentlichen Sitzung gegen die Kredite. 
Da sich außerdem die Opposition die aus dem Konflikt sich er- 
gebenden agitatorischen Vorteile nicht entgehen ließ und unter der 
Hand in ihrem Sinne die ihr zugänglichen Massen bearbeitete, so 
finden sich, wie schon bereits gesagt, in diesem Konflikt innerhalb der 
Sozialdemokratie die ersten Anzeichen der revolutionären Zersetzung 
und Vergiftung des deutschen Volkes. 
In diesen Zeitpunkt fällt auch das Erscheinen des ersten 
Spartakusbriefes Liebknechts vom 2. Dezember 1914 (Faksimile 2), 
der, wenn er auch noch nicht unter dem Namen „Spartakus“ erscheint, 
doch vom geschichtlichen Gesichtspunkt aus als der ersie Vorläufer 
der späteren Spartakusbriefe zu bezeichnen ist. Gleichzeitig versandte 
die sozialdemokratische Opposition, deren Führer Haase und Lede- 
bour zusammen mit Südekum im September in Rom gewesen waren, 
zur Aufklärung der Massen ihre ersten mit der Schreibmaschine ge- 
schriebenen Druckschriften in Form von „Referentenmaterial“ 1, dessen 
Verfasser der sozialdemokratische Stadtrat Brühl war. 
1 Darin hieß es unter anderem: „Kann der Krieg nicht verhindert werden, 
dann ist es Pflicht, alles daranzusetzen, ihm ein schnelles Ende zu bereiten. 
Gegen diese Pflicht hat die sozialdemokratische Fraktion verstoßen. Sie hat, 
indem sie für die Kriegskredite stimmte, die Verantwortung für die gesamte
	        
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