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tene Zusammenkunft der deutschen und österreichisch-ungarischen
Sozialdemokraten gewesen sein, in der man ganz bestimmte inter-
nationale Forderungen formulierten, und an deren Ende man ein
Manifest veröffentlichte, das sich rückhaltlos auf den Boden der
Kopenhagener Beschlüsse von 19102 stellte. An dieser Kon-
ferenz nahmen deutscherseits Ebert, Haase, Molkenbuhr, Müller
und Louis gietz teil. Die erhoffte Wirkung und das Echo aus den
anderen kriegführenden Ländern blieb aus.
Am 24. März 1915 tagte in Bern die erste Internationale Frauen-
konferenz, die von Klara Zetkin einberufen wurde und sich mit einem
Aufruf „An die sozialistischen Frauen aller Länder"s an ihre Mit-
glieder wandte.
Fast zur gleichen Zeit, nämlich am 25. März 1915, hielten Lieb-
knecht und Ledebour ihre großen parlamentarischen Oppositions-
reden, die in dem uns feindlichen Auslande einen so starken Wider-
hall fanden", daß sich die englische Presse veranlaßt sah, den Text
dieser Reden noch durch Porträts der beiden Abgeordneten zu ver-
schönen.
Inzwischen waren die internationalen Pazifisten auch nicht un-
tätig gewesen. Am 7. Januar 1915 erließ das „Internationale Frie-
densbüro“" in Bern einen Aufruf und vom 7. bis 10. April 1915 tagte
im Haag eine Konferenz des „Anti-Oorlog-Raad“, an der von deut-
1 Die Forderungen lauteten:
„Ausbau der internationalen Schiedsgerichte zu obligatorischen Ein-
richtungen zum Zwecke der Schlichtung aller Streitigkeiten zwischen
den einzelnen Staaten
Unterwerfung aller Staatsverträge und Vereinbarungen unter die
demokratische Kontrolle der Volksvertretung.
Internationale vertragsmäßige Einschränkung der Rüstungen mit dem
JZiele der allgemeinen Abrüstung.
Anerkennung des Selbstbestimmungsrechtes aller Völker.“
2 Siehe Anhang 5.
2 Stehe Anhang 6.
4 Die „Daily News“ nannte die Reden ein „deoumentof first importance“.
5 Das Mindesiprogramm, das auf der Internationalen Zusammenkunft des
Anti-Oorlog-Raad im Haag vom 7.—10. April 1915 beschlossen wurde, lautete:
1. Es soll weder eine Annerion noch eine Gebietsübertragung stattfinden
gegen die Interessen und Wünsche der Bevölkerung, deren Zustimmung, wo es
möglich ist, durch Plebiszit oder auf andere Weise eingeholt werden soll.