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hinzuweisen, daß. bei beiden Kongressen in Bern die Einberufer
Deutsche — Klara JZetkin und Münzenberg — waren, wie es denn
auch ein ganz auffallendes Symptom ist, zu beobachten, daß alle
internationalen Kongresse während des Krieges, soweit sie zustande
kamen, aus den kriegführenden Ländern fast nur von Deutschen
beschickt worden sind. Es dürfte auch sicherlich kein Zufall sein, daß
das führende internationale Organ der Friedensbewegung, die „Frie-
denswarte“ ihre literarischen Mitarbeiter fast ausschließlich in
Deutschland fand. Ec zeigen sich in diesen verschiedenen Konferenzen
schon deutlich die verheerenden Folgen der organisatorischen Konzen-
tration der pazifistischen und sozialistischen Bewegung in den Deutsch-
land benachbarten Ländern.
Am 13. April 1915 lehnte die sozialdemokratische Fraktion in Elsaß-
Lothringen unter Führung von Pelrotes den Landeshaushaltsetat
ab, worauf am 22. April die Ausweisung Peirotes' verfügt wurde.
Am 7. Mai 1915 publizierte die „Bergische Arbeiterstimme“ an
der Spitze ihres Blattes eine Friedensresolution, die in 25 sozial-
demokratischen Versammlungen in Hessen-Nassau angenommen war.
Die politische Opposition, die inzwischen wesentlich an Boden
gewonnen hatte und auch bereits den Erfolg buchen konnte, daß die
Generalversammlung der Verwaltungsstelle Remscheid des Deutschen
Metallarbeiterverbandes ein Mißtrauensvotum gegen die Partei-
politik der Fraktionsmehrheit aussprach, sah in dem traditionellen
Tage des 1. Mat ein willkommene Gelegenheit zu größeren Demon-
strationen. Manifeste gegen den Krieg in Form von Flugblättern
und Handzetteln wurden in den Hauptzentren der Opposition Berlin,
Dresden, Stuttgart, Leipzig und Hamburg verteilt. Gleichzeitig tagte
in Frankfurt am Main eine Versammlung der Radikalen, die eine
scharfe Friedensresolution annahm.
Bei allen diesen Aktionen trat die sozialistische internationale
Jugend immer mehr in den Vordergrund, bis sie in den späteren
Jahren geradezu führenden Einfluß gewann. Dies war von um so
größerer Bedeutung, da sich aus ihren Kreisen entweder der spätere
Heeresersatz rekrutierte, oder der Ersatz der Arbeiterschaft in den
Munitionsbetrieben. In beiden Fällen ergab sichhieraus eine ungeheure
Gefahr für die innere und äußere nationale Widerstandskraft des
deutschen Volkes.