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Es kann nicht wundernehmen, daß diese intensive Tätigkeit im
Volk bald auch ihre Auswirkung im Heere hatte, und so finden wir
denn in dieser Zeit nach dem eigenen Eingeständnis einer der später
führenden militärischen Revolutionäre den Anfang zur Revolu-
tionierung der Flotte. Der frühere Marineangehörige Haas sagte
darüber in einer Versammlung des radikalen Seemannsbundes in
Geestemünde am 30. August 1919:
„Wir haben schon mit Beginn des Krieges, von Anfang 1915
an, systematisch an der Revolutionierung der Flotte gearbeitet.
Wir haben von unserer Löhnung alle zehn Tage 50 Pfennig
gesammelt, uns mit Reichstagsabgeordneten ins Benehmen
gesetzt und revolutionäre Flugschriften verteilt, um für die
Novemberereignisse die Vorbedingungen zu schaffen.“
Sosieht man bereits hier, nach dem Verlauf nur weniger
Kriegs monate, den Ring des revolutionären Kampfes sich
vollkommen schließen.
Am 23. Mat 1915 erklärte Italien ÖOsterreich den Krieg. Die
linksradikale Opposition benutzte die Gelegenheit, um am 26. Mai
eine Demonstration zu veranstalten, der sich am 28. Mai 1915 eine
von 1500 Teilnehmern besuchte Frauendemonstration vor dem Reichs-
tag anschloß, bei welcher der Genosse Pieck verhaftet wurde. In
diesen Tagen veröffentlichte Liebknecht das Flugblatt „Der Haupt-
feind steht im eigenen Land“ (Faksimile 3).
Im April 1915 erschien die von Rosa Luremburg im Gefängnis
verfaßte „Juniusbroschüre" 1, die eine Generalabrechnung mit der
1 Der Kernpunkt der Ausführungen Rosa Luxenburgs liegt in den folgen-
den Worten: „Alle Forderungen, die etwa auf die völlige oder stückweise „Ab-
rüstung“, auf die Abschaffung der Geheimdiplomatie, auf Zerschlagung aller
Großstaaten in nationale Kleinstaaten und dergleichen mehr hinauslaufen, sind
samt und sonders völlig utopisch, solange die kapitalistische Klassenherrschaft
das Heft in den Händen behält. Diese kann zumal unter dem jetzigen impe-
rialistischen Kurs so wenig auf den heutigen Militarismus, auf die Geheim-
diplomatie, auf den zentralistischen gemischtnationalen Großstaat verzichten,
daß die betreffenden Posiulate eigentlich mit mehr Konsequenz allesamt auf die
glatte Forderung“ hinauslaufen: Abschaffung des kapitaltstischen Klassen-
staates. Nicht mit utopischen Ratschlägen und Projekten, wie der Imperialismus
im Rahmen des bürgerlichen Staates durch partielle Reformen zu mildern, zu
zähmen, zu dämpfen wäre, kann die proletarische Politik sich wieder den ihr