Full text: Volksvergiftung 1914-1918.

Hundepolitik. 
Das Unmögliche ist Tat geworden: Der Reichstag. 
die bürgerlichen Parteien, die offtzielle sozlaldemokratische 
Fraktlon haben sich noch mehr mit — bedeckt, als das 
bis jett schon der Fall war. Es schien, daß dieses unauf- 
findbare Parlament, daß diese edle Gesellschaft in politischer 
Selbsterniedrigung, im Preisgeben des elementarsten poli- 
lischen Anstandes derells dqs Menschenmögliche geleister 
te. daß es in diesem Sumypfe einfach nicht tiefer gehe. 
weit gefehlt del der Behandlung bes Falles Lievknecht 
haden Reichslag, bürgerliche Mehrhelt und soglaldemokra- 
lische Frneiionemehrhe#t ihre eigene Insamie weit Übertroffen. 
.Clebknecht ist bei der Erfüllung seiner Pflicht als in- 
ternationaler Soziallst, bei der. Demonstrarion am 1. Mal, 
von den Polizeischergen ergriffen und der Militärgerichts. 
barkeit überantwortet worden.- glebkncht ist Reichstagd. 
Abgeordnetex ist zur Ausübung seines Mandats als Volks- 
vertreter vo Militärdlenst beurlaubt, ist also während der 
Reolchsungssession keln Soldas, sondern Volksverkreter. Ihn 
oor den Krallen der Militärjustig wie vor jeglicher politischer 
Verkolgung zu schützen, war elementörste Mict des Reichs- 
tags. Jedet Parlament der Welt bezrachtet es als ein 
O##bot der SGelbstachtung, seine Micglleder vor den Reglerungs- 
lien zu schüten. Hier geschah das Unerhörte, daß Bel- 
— in der Geschichte aller Parlamente: der Reichsta 
lleferre selbst eines seiner Mitglieder der Militärjustiq# 
Wenige Tage darauf folgte der zwelie Bkt der Farce: 
derselbe Reichstag lehnte es ad, seine Mitglieder vor solchen 
Beutaliläten und gewaltigungen, zu schüßen, wir sie 
Liebknecht gegenüber verübt worden sind. als er am B. April 
die Mache mit der letzten. deutschen Kriegsanleihe kritisch 
beleuchten wollte! Und die rabiqlesten Schreler dieser par- 
lamentarischen Selhstentleäitzung wy#t erte die Frei- 
sinnigen. Der Geist Cugen Nuchters, des Stiefelputzers der 
Reaktion aus der Zeit des Hungergolltarifs, lebt in seinen 
würdigen Nachfahren. Unter dem Schrei: „Landesverrat". 
Kürzen sich die Hubrich und Müller-Meiniugen mit Fäusten 
auf *8 der die Relchstagsule#gne desteigt, um Kritik an 
der Reglerung zu üben. l Schrei:«L-ndesoekkqt« 
liefern die Payer und Leeschl e Immunitak der Volks- 
vertretung dem Militärsäbel aus. Den Oertel und Heyde- 
brand bleidt nach diesem lideralen Geheul nichts m hr zu 
!n übrig. Und dle sozialdemokratische Mehrheitbfraktion? 
wies nicht mit einer Silbe dieses Gekrächz zurück. Die 
Durchhaltepolitiker“, die Scheidemann und Gen. halten ja 
keioft jeden, der sozialbemokratische Grundsäge hochhält und 
den Bälkermord bekämpft, für einen Landesverrätec. « 
Landesverrat! Landesoerrat! 
Maiseier ist Landesoerrat! Krlzlik an der Kriegs= 
anleihe — Landegorrrat! Juternationals. Solioamtät — 
Landedderrat! Klassenkampf — Landesoerrat! Budget- 
oblehnung — Landesverrat! Streles zue Erhöhung der 
Heszrlhne — Landesoverrat! Oeffentche Erörterung 
des smittelwuchers — Landesoerrat l.. Klageschrei der 
hungernden Fraen vor den Läden — Landesverrat! Was 
kausendmat in 
Waldemorcauilcden= Zeltungen. In sozial- 
demokratischer Wählerversammlungen, in spzlaldemokra- 
tischen Relchstagsreden gäas wosden, ist- heute Londes- 
verrat. Die gesamte. — lae TArigkelt der Sozialdemo- 
Frne gegen L. — Kia nesthos Kai. 
olidariä, nationale Einigkeit, vaterlahndische Phrase ge- 
richtet war, ist Landesverrar! 5* 
Die- Payer--Liesching Oubrich, die Daoly-Landsberg- 
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diltatur, leise um 
A # „# Murssstsa#t #e# uer C###### uer — 
er####### # Vsl#n 
4. L# 1 . der —. 
————— anberen 
Scheidemann haben alle Staatsanwälte Übertroffen, alle 
Polizetipräsidenten beschämt, den sellgen Tessendorf nach- 
träglich zum Waisenknaben gemacht. Wehe, wenn diese 
Kerls das Bi#marcksche Sozialistengesetz zu handhabem 
habt hätten! Sie ——— g 
Abgeordneten und Redakteure ins Zucht gesteckt, sie 
hätten unseren August Bebel, unseren alten Liebknecht an 
den Galgen gebracht. Dle Scheidemann-Leute leisteten fich 
die Komstie sormell einen Antvag betr. die Immanttät 
Liebknechts zu stellen, aber sie begründeten lhn damit, daß 
Liebenechts Kamof nicht gefährlich, daH das deutsche Bolk 
in seinem Kadavergeharsam doch nicht zu erschüttern sei! 
Ja. in der Kommission deß Reichstages sagte der „Sozial- 
demokrat= David mit Bezug, auf Karl Lledenecht: #in 
Hund, der laut belle, beiße nicht! 
Auf all diese Infamie im Nelchbtag die tri 
Antwort zu geben. nicht adookatorisch, nicht Kisch. 
sondern sogialistisch, nicht debattieren, nicht . 
sondern tte berächtliche Gesellschaft als eine Rotte von 
Volksverrätern zu drandmarken, dazn fehlte eben - Lletknecht! 
Die Antwort soll ihnen ader von den Massen des 
Proletariats gegeben werden, von den Massen des hun- 
gerndea, geknechteten, ais Kanonenfutter mißhzbrauchten 
Bolkes. d die „Hunde--Worte des sozlaldemotratischen 
Mehrheitsredners sollen dadel nicht vergessen werden. 
in Hund ist, wer den Stlefel der Herrschenden leckt, 
der d jahrzehntelang mit Tritten bedachte. 
in Hund ist, wer im Maulkord des 3 
zustandes froͤhlich schweifwedelt und ben Herren der 
nade winselnd, in die Augen blickt. 
Ein Hund ist, wer einen Adwesenden, einen Gefessel- 
ten heiser anbellt und dabei den augenblicklichen Mocht- 
habern Apportdienste leistet. 
Ein Hund ist. wer die ganze Vergangenheit selner Partei, 
wer alles, was ihr ein Menschenolter hellig war, auf Kom- 
mando der Regierung abschwört, begelfert, in den Kot trin. 
Hunde siad und bleiben demnach die Daold, Lands- 
berg und Gemossen. Und sle werden sicher von der deutschen 
Arbeiterschaft, wenn der Tag der Abrechnung kommt, den 
wohlverdienten Fußtritt bekommen. 
Daß dieser Tog so dald wie möglich andricht und so 
gründich Arbeit wie möglich verrichten. 8½ die Affäre 
lebknecht — sowohl sein Beispiel wie dee Insamlen des 
Reichstages und der Fraktionsmehrtzeit — tüchtig deige- 
tragen. Nun muß e#ß auch jedem Manne und jeder Frau 
des Volkes klar sein: dieses Parlament, diese perächtliche 
Mameluckenhorde von Payer dis David sind vor dem Ge. 
richt der Weltgeschichte adgetan und erledigt. Nur dle 
Selbsttäligkeit der Massen. nur kühne Inltlarioe der Massen. 
nur nachdrückliche Aktion des Klostlenkampfs auf der 1#### 
Anie kann uns auf den Weg hlnausführe. " 
mord, der Militärdiktatur, dem langsamen Verhungern des 
Bolkes ein Ende zu machen. · 
Unddas»koekveudbMassennu-fwiqdeagut.m 
stehtternthademimKampfeiüsddiJhcqltbist-Hu- 
natioaneasSozialldmuswchkbknkchbdasIIJOII 
disschaazezuichlagvhweunfleylcht Händ-used- 
sondern auch durch Taten und Handlungen zeigen: 
Nlcht zählen wir den 
chi die Gefahren all. 
Wennsie hunderttausendstimmig, milllonenstimmig lm ganzen 
Reich den Ruf Liebknechts immer und immer wieder erhedem: 
Vieder mit dem Kriege! Proletarier aller Känder, vereinigt Euch! 
  
S-——— INoenturiala 
Faksimile 8. (Siehe S. 48.) 
Breithaupt, Volksvergiftung.
	        
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