Full text: Volksvergiftung 1914-1918.

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Wir bekamen aber durch Fechenbach in München und durch Reh- 
berg und Plättner in Hamburg die gesuchte Fühlung mit den Kreisen 
der Arbeiterjugend. Ich selbst habe die Verbindung durch Vorträge 
in Berlin, Leipzig, Magdeburg und Hamburg hergestellt und befestigt. 
In Berlin hielt ich meinen ersten Vortrag im „Deutschen Monisten- 
bund“, der unter Führung von Graf Arco und Doktor Baege, dem 
späteren Unterstaatssekretär im Preußischen Kultusministerium unter 
Adolf Hoffmann, ganz linksradikal eingestellt war. Ich beabsichtigte 
noch einen zweiten Vortrag zu halten, da aber die Polizei von meinem 
ersten Wind bekommen hatte und der Vorstand Unannehmlichkeiten 
befürchtete, unterblieb er. 
Die immer größer werdende Behinderung der internationalen Be- 
wegung durch den Belagerungszustand brachte es dann später mit 
sich, daß man die wichtigsten politischen Vorträge unter dem Deck- 
mantel geselliger Abende in dem Heim dieser oder jener Persönlichkeit 
abhielt. So fand eine Besprechung, bei der Professor Quidde aus- 
führlich referierte, im Hause der Frau Rechtsanwalt Dr. Hamburger 
statt. Eine andere beim Kapitän Persius, auf der unser späterer 
Anhänger Dr. Schinnagel seine kommunistischen Ideen auseinander- 
setzte. In den letzten Jahren fanden die verschiedensten Zusammen- 
künfte im Café „Austria“ und im „Rheingold“ in der Potsdamer 
Straße statt. Bei der Polizei meldete man für die Versammlungen 
harmlose Vortragsthemen an, die dann während der Zusammenkunft, 
nachdem der nötige Saalschutz gegen Uberraschungen ausgestellt war, 
durch andere Themen revolutionären Inhalts ersetzt wurden. 
Von Gönnern und älteren Freunden, welche die „C.A. S.“ för- 
derten, nenne ich: Prof. Quidde, Hellmuth von Gerlach, Pastor Franke, 
Eduard Bernstein, Dr. Baege, von Gleichen-Rußwurm, Herbert Eulen- 
berg, Graf Arco, Kapitän Perstus, Frau Dr. Helene Stöcker, Lida 
Gustava PHeymann, Minna Cauer, Adele Schreiber und noch andere. 
Die Entwicklung der „C. A. S.“ war so günstig, daß wir am 
29. Oktober 1916 ein eigenes Heim gründen konnten, in dem den 
Jugendlichen außer einem Lesesaal auch Zimmer zum Wohnen und 
Übernachten zur Verfügung standen. (Faksimile 12.) 
Der Einblick in die inneren Verhältnisse der sogenannten Kultur- 
organisationen der pazifistischen und freigeistigen Bewegung brachte 
mich bald in die heftigste Opposition zu jener Vereinsaristokratie, die
	        
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