Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Zweiter Band. Von der Marokko-Krise bis zum Abschied. (2)

Verabredung 
des 
Zusammen- 
treffens in 
Björkö 
IX. KAPITEL 
Begegnung des deutschen und des russischen Kaisers in Björkö « Enthusiastisches 
Telegramm Wilhelins II. über seinen Triumph in Björkö »- Bülows Immediatbericht an 
den Kaiser (3. VIII. 1905), er reicht seine Demiession ein « Ablebnung durch den Kaiser 
Das kaiserliche Schreiben, Bülows Antwort - Wilhelm II. „wie neugeboren‘ + Abschluß 
der Björkö-Affüre 
ls mir Kaiser Wilhelm II. im Juni 1905 mitteilte, daß er im Hinblick 
auf den zwischen Norwegen und Schweden ausgebrochenen Zwist in 
diesem Jahre auf seiner gewohnten sommerlichen Nordlandsfahrt nicht die 
norwegischen Fjorde aufsuchen, sondern lieber in der Ostsee kreuzen werde, 
konnte ich dieser Entschließung nur zustimmen. Als ich bald merkte, daß 
der Kaiser in der Ostsce mit dem Zaren zusammenzutreffen wünschte, 
wurde in Gesprächen zwischen Seiner Majestät und mir die Opportunität 
einer solchen Begegnung mehrfach erwogen. Ich stimmte dem Kaiser 
darin bei, daß es ihm vielleicht glücken könne, wie ihm dies vorschwebe, 
den schwergeprüften russischen Monarchen durch die Teilnahme, die er 
ihm jetzt zeigen wolle, dauernd an sich zu fesseln, wie das einst Alexander I. 
von Rußland mit Friedrich Wilhelm III. und der Königin Luise bei ihrem 
ersten Wiedersehen nach den schwarzen Tagen von Jena und Tilsit ge- 
lungen wäre. Ich machte aber gleichzeitig darauf aufmerksam, daß es dem 
Zaren ebensogut peinlich sein könne, sich besiegt und mehr oder weniger 
blamiert seinem „Bruder“ zu zeigen. Ich gab zur größten Verwunderung 
Seiner Majestät der Meinung Ausdruck, es sei besser, wenn Graf Lambs- 
dorff bei der Begegnung zugegen wäre, wo er seine Bedenken und Gegen- 
gründe mit offenem Visier vorbringen und vertreten müsse, als wenn er 
hinterher, nach der Rückkehr des Zaren nach St. Petersburg, die Rolle der 
Penelope spicle, die das am Tage gewirkte Gewebe in der Nacht wieder auf- 
trennte. Unter allen Umständen möge der Kaiser nicht vergessen, daß ohne 
die Zustimmung des russischen Ministers des Äußern schwerlich etwas 
Dauerhaftes zu erreichen sei. Deshalb empfehle es sich, vom Zaren nur die 
Zusage zu erwirken, diese aber in möglichst bindender Form, daß er seinem 
Minister des Äußern den Abschluß eines Defensivabkommens mit Deutsch- 
land ernstlich anbefehlen und die Ausführung eines solchen ernsten und
	        
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