Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Zweiter Band. Von der Marokko-Krise bis zum Abschied. (2)

XVL KAPITEL 
Auswärtige Fragen « Bericht des Herrn von Jenisch aus Drontheim über außenpolitische 
Gespräche des Kaisers + Phantastische Ideen und Pläne des Professors Dr. Schiemann 
Bethmann und die polnische Frage - Brief der Kaiserin an Bülow »- Begegnung zwischen 
Wilhelm II. und Eduard VII. in Friedrichshof « Der Herzog von Connaught in Kiel 
Tod des Prinzen Albrecht, Prinzregenten von Braunschweig » Der Braunschweigische 
Regentschafisrat « Amnestie anläßlich der Entbindung der Kronprinzessin « Die 
Denkwürdigkeiten des Fürsten Hohenlohe - Stellungnahme Wilhelms II. zu Memoiren 
von Ministern « Ableger der Familie Hohenlohe im Ausland « Die Alläre Tippelskirch, 
Minister von Podbielski » Neue und üble Entgleisung des Botschafters Monts 
Der bewegliche, bisweilen phantastische Geist Seiner Majestät bereitete 
mir bei der Führung der auswärtigen Geschäfte des Landes noch mehr 
Sorgen und Schwierigkeiten als in innerpolitischen Fragen, namentlich 
wenn sich Dilettanten und Intriganten fanden, um diese Schwäche auszu- 
nutzen. Der Vertreter des Auswärtigen Amts bei Seiner Majestät, Herr von 
Jenisch, hatte mir Ende Juli aus Drontheim gemeldet: „Nach einer längeren 
Unterredung mit Professor Schiemann sagte mir Seine Majestät der Kaiser 
heute ungefähr folgendes: Falls in Rußland demnächst alles drunter und 
drüber geht und sich dort, wie Schön in seinem Bericht voraussieht, die 
Bildung einer Anzahl föderativer Republiken vorbereitet, dann lasse ich die 
baltischen Provinzen unter keinen Umständen im Stich, sondern 
komme ihnen zu Hilfe, und sie müssen dann dem Deutschen Reich ange- 
gliedert werden. Ich werde keinen Finger rühren, solange die russische 
Regierung noch besteht, aber umkommen lasse ich die Balten nicht in ihrer 
Not. Die Polen werden natürlich versuchen, ihren Machtbereich bis in den 
Norden an das Meer auszudehnen, das lasse ich niemals zu. Sie mögen sich 
nach Osten und Südosten ausbreiten, wo sie ihre wirtschaftlichen Interessen 
haben. Ich habe schon mit Bülow und Bethmann Hollweg gesprochen, 
daß wir im Fall einer Katastrophe in Rußland dem polnischen Programm 
(Wiederberstellung des Königreichs Polen) keine Hindernisse in den Weg 
legen. Dann wird der Moment gekommen sein, wo alle polnischen Groß- 
grundbesitzer mir den Homogialeid leisten müssen. Wer den nicht leistet, 
muß das preußische Gebiet verlassen, so entledigen wir uns am besten der 
unbequemen polnischen Elemente. Unsere Politik und unsere Diplomatie 
Der Kaiser 
über einen 
Zerfall 
Rußlands
	        
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