Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

Babylonien. Assprien. Medien. 27 
mit den innern Ländern vermittelte; seine Kaufleute sind zahlreicher als 
die Sterne, sagt der Prophet Nahum. Die Bevölkerung einer Stadt 
wie Babplon muß Millionen betragen haben. Schon der Dienst in den 
Hofburgen erforderte viele tausend Sklaven und Sklavinen, die Besatzung 
derselben ein ganzes Kriegsheer, der Tempeldienst viele tausend Priester 
und eine ganze Schaar Tempelknechte, und wie viele tausend andere 
Hände mögen wohl durch den Hof, durch die Großen, durch die Priester 
beschäftigt worden sein! 
Gewerbe, Landdau, Wissenschaft. 
Babylon war zudem ein Hauptsitz kunstvollen Gewerbes; man ver- 
fertigte feine Tücher aller Art, wob und färbte Teppiche, die weit und 
breit berühmt waren (wie jetzt die türkischen und persischen; ohne Zwei- 
fel stammt diese morgenländische Kunst aus dem fernsten Alterthum), 
verfertigte prachtvolle Stickereien, Schmucksachen aus Metallen und 
farbigen Glasflüssen, drechselte und schnitzte kunstreich, wie denn (laut 
Herodot) die Babylonier nur Stöcke mit geschnitzten Handgriffen tru- 
gen. Ebenso beschäftigte der Welthandel Babylons einen Tbeil der 
Einwohner und zog aus allen Ländern Geschäftsleute herbei. 
Eine solche Volkszahl bedurfte eine entsprechende Masse Lebens- 
mittel, diese aber lieferte die Landschaft, welche in ihrer Art nicht minder 
ausgezeichnet war als die Stadt. Der Boden ist thonig und schwer; 
vor Ueberschwemmungen war er durch Dämme und unzählige große und 
kleine Kanäle gesichert, welche zugleich dazu dienten, die dem Flusse ferner 
liegenden Ländereien zu bewässern, was unter einem warmen Himmels- 
striche die Fruchtbarkeit des Bodens unglaublich steigert. Babyloniens 
Weizenärnten waren nach dem Zeugniß der Alten die ergiebigsten, denn 
das Korn trug bis hundertzwanzigfach. Die Bewohner pflanzten auch 
Fruchtbäume, besonders die Dattelpalme, in solcher Menge, daß das Ge- 
bälk ihrer Häuser aus dem Stamm dieses Baumes gemacht wurde, wenn 
derselbe seine Zeit Früchte getragen hatte. Noch Kaiser Julian (im 
4. Jahrhundert nach Christus) fand auf seinem Feldzuge, der ihn bis 
gegen Babylon führte, ganze Palmenwälder, die er verwüstete, ungefähr 
wie die Franzosen die Feigenbäume der Kabylen niederbrennen und da- 
durch die Barbaren von ihrer europäischen Bildung überzeugen. In 
der Nähe von Babylon lagen Dörfer von ungemeiner Größe, die den 
Griechen Herodot staunen machten, und die europäischen Reisenden kön- 
nen heute nicht einmal mehr bestimmen, wo die Stadt anfing und 
aufhörte, weil sich ein Schutthaufen an den andern reiht. So wurde 
die Riesenstadt durch das wohlangebaute Land mit Lebensmitteln ver- 
sorgt, die Landleute sahen ihren Fleiß durch den Absatz ihrer Früchte 
belohnt und wurden zum sorgfältigsten Anbau gespornt. Heut zu Tage
	        
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