Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

Die Normannen in Unteritalien. 139 
hatte aus Deutschland 700 Schwaben als Freiwillige mitgenommen, und 
mit diesen und einer viel größeren Anzahl Italiener zog er gegen Bene- 
vent. Bei Civitella kam es am 18. Juni 1053 zur Schlacht; die Ita- 
liener liefen davon, die normannischen Reiter stachen mit ihren Lanzen 
die Pferde der Schwaben nieder, die nicht mit Lanzen, sondern mit ge- 
wichtigen Schwertern fochten; aber diese setzten nun den Kampf zu Fuße 
fort, spalteten noch manchen Normannenkopf und erlagen nur nach furcht- 
barer Gegenwehr. Der Papst selbst wurde gefangen, jedoch ehrenvoll 
behandelt, allein Benevent gaben die Normannen nicht heraus. Krank 
kehrte Leo nach Rom zurück und starb am 19. April 1054. 
Robert Guiskard. Roger von Sicilien (1060). 
Die Normannen setzten ihre Eroberungen raftlos fort; keine zehn 
Jahre später anerkannte Papst Nikolaus II. den Robert Guiskard, einen 
Bruder Hunfrieds, als Herzog von Apulien, Kalabrien und künftigen 
Herzog von Sicilien. Dafür gelobte ihm dieser Lehenpflicht (1060), 
und von 1061—1072 entriß Guiskards Bruder, Roger, den Arabern 
die Insel Sicilien. Diese Normannenherrschaft, ein Reich schöner und 
durch Handelsstädte wie Salerno, Amalfi, Neapel, Palermo, Messina rc. 
wohlhabender als die meisten in Europa, war von jetzt an der Rückhalt 
der Päpste gegen die deutschen Herrscher. 
Heinrich sprengt die italienische Verbindung gegen ihn (1055). 
Auch in Ober= und Mittelitalien hatte sich eine neue Macht ge- 
bildet; jener Dienstmann des Bischofs von Reggio, Azzo, welcher Ottos 
Braut Adelheid auf dem Schlosse Kanossa gegen Berengar von Jorea 
geschützt hatte, war dafür reichlich mit Lehen belohnt worden; seine 
Nachkommen hatten ihr Gut vermehrt und hießen Markgrafen von Tus- 
kien. Bei seiner ersten Anwesenheit in Italien trachtete Heinrich den 
Markgrafen Bonifacius in seine Gewalt zu bekommen, obwohl dieser 
ihm huldigte und große Geschenke brachte; es gelang dem Kaiser jedoch 
nicht, denn der JItaliener durchschaute ihn. Daraus konnte aber kein 
freundschaftliches Verhältniß entspringen, und die markgräfliche Familie 
schloß sich um so eifriger der Verbindung an, welche sich in Italien 
gegen die Uebermacht des Kaisers zu bilden begonnen hatte: Lombarden, 
Normannen, Papst Viktor II. (früher Bischof Gebhard von Eichstädt, 
aus schwäbischem Adel, von Heinrich ernannt) waren durch die gemein- 
schaftliche Gefahr zum Einverständnisse vermocht worden. Aber der 
Kaiser bemerkte bald, daß etwas gegen ihn gewoben werde und erschien 
plötzlich in Italien. Die Wittwe des Markgrafen Bonifacius, Beatrir, 
welche den Herzog Gottfried von Lothringen, Heinrichs Widersacher, ge- 
heirathet hatte, führte er mit ihren drei Kindern nach Deutschland, wo
	        
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