Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

452 Die Zeit von 1815 bis 1847. 
Siebentes Kapitel. 
Frankreich während der Restaur ation (1815—1830). 
Tudwig XVIII. (1815—1824). Intervention in Spanien (1823). 
Als Ludwig XVIII. nach der Schlacht bei Waterloo von Gent 
nach Paris zurückkehrte und so zum zweitenmale durch die Niederlage 
der französischen Heere König von Frankreich wurde, hatte er unter 
allen Monarchen Europas die drückendste Krone auf sein Haupt gesetzt. 
Schon daß er durch die fremden Bajonette zurückgeführt war, konnten 
die Franzosen fast nicht verwinden, trotzdem daß sie unter Napoleon 
anderen Völkern so manchen Beherrscher aufgezwungen hatten (man 
denke an das sogenannte Königreich Italien, Neapel, Piombino, Spa- 
nien, Westfalen), denn Europa hatte die Franzosen daran gewöhnt, sich 
als eine Nation zu betrachten, die wegen ihrer geistigen Ueberlegenheit 
(ala nation la plus civilisée“) den andern gegenüber das Vorrecht 
hätte im eigenen Lande frei zu schalten und gelegentlich an andern 
Ländern die französische Tapferkeit und Organisationsmethode zu erpro- 
ben. Hatte doch das Manifest der Verbündeten bei deren Uebergang 
über den Rhein (1. Januar 1814) den Franzosen verkündet, der Krieg 
gelte nicht Frankreich, das die verbündeten Monarchen groß und glück- 
lich zu sehen wünschen, sondern nur dem Friedensstörer Napoleon, und 
nach seiner Rückkehr von Elba wurde ausdrücklich gegen ihn die euro- 
päische Acht geschleudert, als ob die Franzosen ihn nicht zum Kaiser ge- 
macht und ihm nicht die Millionen Soldaten geliefert hätten, die er 
von der Schlacht von Montenotte bis zu der bei Waterloo gegen die 
Nationen Europas verbrauchte. Diesem im ersten Pariser Frieden so 
außerordentlich wohlwollend behandelten und deßwegen noch mehr ver- 
zogenen Volke wollte es unerträglich vorkommen, als man ihm 700 
Mill. Franken Kontribution auflegte, während die europäischen Völker 
ihre durch Frankreich erlittenen Verluste auf 3582 Mill. berechneten. 
Die Memoiren der napoleonischen Marschälle wissen nicht genug zu 
klagen über die 1814 angerichtete Verwüstung in dem „schönen Frank- 
reich", als ob von Moskau bis Oporto und von Kalabrien bis Königs- 
berg nicht alle Städte und Dörfer von den Franzosen erzählen könnten; 
die Rückgabe der von Napoleon aus Italien, der Schweiz, Deutschland 
und Spanien nach Paris geschleppten Kunstschätze figuriert bei ihnen 
unter dem Titel: Beraubung der französischen Museen Ga spoliation 
de nos musces“)! Die Armee besonders konnte ihre Niederlage nicht 
verschmerzen, aber auch nicht ableugnen; anstatt dieselbe jedoch der durch 
französischen Uebermuth bewirkten Erhebung der europäischen Völker zu- 
zuschreiben, wissen die meisten französischen Schriftsteller noch jetzt nur
	        
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