Einleitung und Ausbruch der italienischen Revolution. 603
statt, denen aber die Oesterreicher ein Ende machten, indem sie am 22.
auf die Requisition des Herzogs einmarschierten. Marie Louise starb
den 17. Dezember zu Parma, die Stadt tumultuierte darauf am 18.,
ließ sich jedoch vorerst gefallen, daß der Herzog von Lukka, der dasselbe
eben an Toskang überlassen hatte, die Regterung übernehme. In der
Lombardei reifte die Revolution gleichfalls heran, hatte aber nicht so
leicht zu debutieren, weil Marschall Radetzky voraussichtlich kein unblutiges
Spiel gewährte. In Mailand, der reichen Stadt, die unter dem kai-
serlichen Scepter seit 1814 eine der blühendsten Europas geworden war,
befand sich der Hauptherd der Verschwörung; diese wurde von dem
reichen lombardischen Adel geleitet und hatte ihre Hauptstütze in der
reichen Bürgerschaft der Städte. Ueber Bedrückung konnte sie in keiner
Weise klagen, in materieller nicht, das beweist ihr Reichthum, und daß
ihre Nationalität in dem Kaiserstaat nicht hintangesetzt wurde, beurkunden
die Namen der Flottenoffiziere, der Generale, Ingenieure und anderer
hochgestellten Militärs, der vielen hohen Beamten u. s. w. Das Land-
volk theilte diese feindseligen Gesinnungen nicht, allein dasselbe konnte
in der Lombardei so wenig als anderswo den Ausbruch der Revolution
verhindern, später jedoch durch seine Theilnahmlosigkeit den Gang der-
selben etwas lähmen. Die Adeligen und vornehmen Bürger verfügten
über große Geldsummen, daher konnten sie durch eigene Kuriere, welchen
Dienst die jungen Herren in der Regel selbst versahen, eine ununterbro-
chene Verbindung mit allen Herden der Verschwörung unterhalten, und
es gelang ihnen auch, viele bei der Post und der Douane Angestellten
auf ihre Seite zu bringen; andere höhere Beamten gehörten ohnehin
als Mitglieder der höheren Stände der Revolutionspartei an. Diese
organisierte, um ihre Macht dem gemeinen Volke zu zeigen, zuerst in-
direkte Angriffe gegen die Regierung, so z. B. wurde ausgemacht, daß
mit dem Neujahr 1848 niemand mehr rauchen und in das Lotto setzen
dürfe. Da beides Regalien waren, so enthielt das Verbot zugleich einen
Angriff auf das Einkommen der Staatskasse; er wurde wirklich durch-
geführt, und am 3. Januar sahen sich selbst rauchende Offiziere und Soldaten
von jungen Herren und zu diesem Zwecke gemiethetem Gesindel in den
Straßen verhöhnt und angefallen. Als endlich Militär ausrückte und
dem Skandal ein Ende machte, wobei es zwei oder drei Todte und eine
größere Anzahl Verwundeter absetzte, erhoben die Stadtmagistrate eine
bittere Beschwerde, weil die Soldaten das Volk provociert hätten. Die
Presse in den andern italienischen Staaten, die sich eine zügellose Freiheit
auf eigene Faust erworben hatte, ermüdete nicht in der Verbreitung
lügenhafter Berichte, und die deutsche und französische stimmten wett-
eifernd in den Chorus ein. Am 8. Februar veranlaßten die Studenten
zu Pavia auf die muthwilligste Weise bedeutende Unruhen, denen das