Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

604 Die neue Revolutionsperiode. 
Militär auf eine schonende Manier ein Ende machte; dasselbe geschah 
in Padua in noch größerem Maßstabe, worauf beide Universitäten ge- 
schlossen wurden. Eigentlich gab es bereits keine Regierung in der Lom- 
bardei mehr, indem die ganze Maschine durch die Untreue vieler Be- 
amten ihren Dienst nicht mehr that, nur der alte Feldmarschall hielt das 
schöne Königreich noch für seinen Herrn und traf seine Vorkehrungen, 
um der Revolution, sobald sie sich offen zeige, die verdiente Lektion zu 
geben. An Waffen fehlte es den Revolutionären nicht, denn von dem 
Kanton Tessin, der sich bereits italienischer als die Italiener selbst zu 
gebärden anfieng, konnten Kriegsvorräthe um so leichter eingeschmuggelt 
werden, als die Douanen theilweise dabei Vorschub leisteten. Ueberdies 
rüstete sich Karl Albert mit Macht zum Angriffe gegen die Oesterrei- 
cher; im Januar hatten in Piemont und besonders zu Genua Volks- 
bewegungen stattgefunden, am 8. Februar versprach der König feierlich 
eine konstitutionelle Verfassung, während Toskana in Unruhen und Ver- 
fassungsertheilung zum Theil voran, zum Theil parallel ging. Dem 
Ausbruche der förmlichen Revolution in Oberitalten, an dessen Verzöge- 
rung Radetzky allein schuldig war, leuchtete Sicilien voran. Am 6. Ja- 
nuar 1848 erhob sich Messina, am 12. Palermo und diesem Bei- 
spiele folgten die meisten sicilischen Städte, jedoch hielt das Militär überall 
an seiner Pflicht fest und gab von den Forts und Kriegsschiffen den Auf- 
rührern auf ihre Angriffe kräftige Erwiederung. Am 27. Januar tu- 
multuierte auch Neapel; der Aufstand und die Beschießung Messinas, in 
dessen Hafen ein englisches Kriegsschiff sich so vor Anker legte, daß es dem 
Feuer der königlichen Truppen hinderlich war, wiederholten sich am 28. 
und 29., und als der König eine Amnestie aussprach, Neapel und Siei- 
lien eine gemeinschaftliche Verfassung und der Insel getrennte Verwaltung 
verhieß, verlangte diese trotzig die Verfassung von 1812 (s. Seite 409), 
und eröffnete bald darauf (25. März) zu Palermo ein eigenes sicilisches 
Parlament. Auf diese Weise schlug der Ruf nach der politischen Ein- 
heit Italiens sogleich in den nach Trennung um, als Sicllien auf eigene 
Faust handeln zu können glaubte. Mit der sicilischen Revolution war 
demnach im Januar 1848 das Revoluttonsdrama eröffnet, es bedurfte 
aber noch der französischen, bis alle darauf Vorbereiteten die Bühne zu 
betreten wagten.
	        
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