Die Reformation in Schottland. Maria Stuart. 73
geleitet wurden, das Uebergewicht durch französische Hilfstruppen, und
während in England die Katholiken rechtlos waren, traf in Schottland
Ter, Kerker oder Verbannung die Prediger und Anhänger der neuen
Lehre. Diese waren in der Wahl ihrer Mittel nicht verlegen; der Auf-
luhr galt ohnehin als erlaubt, wenn er gegen eine sog. papistische Obrig-
keit gerichtet war, der schottische Reformator Knox belobte ihn aber noch
ausdrücklich, und als der Kardinal Bethune durch eine Schaar Menchel-
mörder in seinem Hause umgebracht wurde, pries Knor diese That als
eine Gott wohlgefällige. Dies brachte ihn 19 Monate auf die Galeeren
und nach seiner Strafzeit wanderte er in der Schweiz und Deutschland
umher und kam auch nach England; 1556 verfaßte er seinen „ersten
Trempetenstoß gegen das monströse Weiberregiment“, eine Aufruhr=
Fretigt gegen die Regentin, denn die Uebertragung obrigkeitlicher Würde
an ein Weib ist nach ihm gegen die Natur, gegen die Bibel und eine
wabre Verspottung Gottes. Diese Grundsätze konnten der strengmonar-
chiscken Elisabeth nicht gefallen, und Knorx wanderte 1559 nach Schott-
land, wo der Adel gegen die Regentin in offener Rebellion war. Er
schloß sich dem Adel an und stiftete gegen die „Götzendiener“ die Kon-
gregation Christi, die besonders gegen Klöster und Kirchen wüthete und
nach dreijährigem Kampfe (die Regentin starb im zweiten Jahre) mit
engliscker Hilfe vollständig siegte (1561); durch Parlamentsbeschluß
wurden der kalvinische Glaube und die kalvinische Kirchenordnung ein-
geführt, der „römische Götzendienst“ (der Besuch der Messe) aber bei
hoher Strafe verboten; auf dem dritten Rückfalle stand der Tod! Bi-
bliorheken, Kunstwerke, Klöster und Kirchen wurden verwüstet, und was
stehen blieb, zu dem Dienste des neuen Kultus hergerichtet. Die Kloster-
güter erhielt größtentheils der Adel, weil er sie im Kampfe gegen die
Krone verdient zu haben schien. Dieser Adel rief nun die 18jährige Wittwe
des Königs Franz II. von Frankreich, Maria Stuart, auf den er-
ledigten Thron von Schottland (1562). Sie folgte diesem Rufe, wei-
gerte sich aber zu wiederholtenmalen, den von ihrer Base Elisabeth vor-
gelegten Vertrag, durch den sie der englischen Krone entsagen sollte, zu
unterzeichnen. Die Folge war die Feindschaft der englischen Königin,
die in Marien eine Nebenbuhlerin um die englische Krone und ein
Werkzeug in der Hand der katholischen Mächte erblickte; dieser Feindschaft
aber war Maria keineswegs gewachsen. Sie heirathete als Königin
(1565) den ihr verwandten protestantischen Lord Darnley und dies
gab Veranlassung zu einem Aufstande der presbyterianischen Fanatiker, der
aber unterdrückt wurde. Bald jedoch begann das Unheil im eigenen
Hause; Darnley war ein ehrgeiziger, dabei roher und dem Trunke er-
gebener Mann, der mit seiner Stellung als Königin-Gemahl nicht zu-
frieten war und wirklicher König sein wollte. Darein willigte Maria