Full text: Der Leumund der Sachsen

Dresden. 31 
die Vokalmusik die Hauptsache ist). Wenn man in Rom das 
Miserere nur von Sängern hat vortragen hören, so erscheint 
jede Instrumentalmusik, auch die der Dresdener Dofkirche, irdisch. 
Diolinen und Trompeten gehören in Dresden beim Gottesdienste 
zum Crchester, und die 2 kusik ist mehr militärisch als kirchlich; 
der Gegensatz zwischen den lebhaften Sindrücken, welche sie her- 
vorbringt, und der Andacht in einer Kirche ist nicht angenehm; 
man soll nicht Lebenslust in der Tüähe der Gräber erwecken; 
die Melitärmusik begeistert einen, das Leben zu opfern, aber 
nicht, sich von ihm innerlich loszulösen.38) 
Swar ist dies Urteil insofern schief, als auch die päpstliche 
Kapelle in Rom durchaus nicht lauter Misereres singt (viel- 
mehr geschieht dies nur einmal im Jahre, nämlich in der 
Karwoche Mittwochs, Donnerstags und Freitags nachmittags); 
aber das ist wohl möglich, daß Frau von Stakl eine nicht nur 
für ihren, sondern auch für andrer ernster Kunstkenner Geschmack 
sehr weltliche Musik gehört hat. « 
Über die Pflege der Malerei sagt sie: „Mehrere bedeu- 
tende Maler haben sich in Dresden niedergelassen; die Meister- 
werke der Bildergalerie wecken das Talent und den Ehrgeiz.“ 
Nachdem sie sodann über die Madonna von Raffael und die 
Nacht des Correggio ihre Ansicht ausgesprochen, welche mit 
der allgemein herrschenden nur übereinstimmen kann, hebt sie 
unter den lebenden Künstlern Hartmann (die drei Frauen am 
offenen Grabe Thristi) und Schick 38) hervor, dessen Opfer Koä 
sie als ein ganz besonderes Meisterwerk schildert. 
„Die durch die Wasser verjüngte Matur“, so schreibt sie, 
„scheint eine neue Frische gewonnen zu haben; die Tiere sehen 
aus, als ob sie mit dem Erzvater und seinen kinndern eine
	        
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