Full text: Der Leumund der Sachsen

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duldsamste Gastfreundschaft genossen hatte, in einen Dochverrats- 
prozeß verwickelt und zu zwei Jahren Suchthaus verurteilt ward, 
das Urteil, daß von derselben irgend eine politische Erhebung nun 
und nimmer zu erwarten, da sie ganz und gar nur auf Erwerb 
und Gewinn gerichtet sei. Er schließt dies daraus, daß auf dem 
Dresdener Christmarkte auch die Kinder zu Geschäftsleuten wer- 
den, indem sie ihren wohlbekannten, durch Ludwig Nichters lieb- 
liches Bild verherrlichten Handel mit „Feuerrüpeln“ aus gebackenen 
Dflaumen treiben. (Kraszewski, vieczorze Dresdenskie, III.) 
Ein wesentlich andres Bild entwerfen die Fremden von 
VI. Ceipzig. 
Was die sprichwörtlichen Redensarten über Leipzig sagen, 
nämlich: „Wenn TLeipzig meine wäre, möcht’ ich's in Freiberg, 
verzehren“ (aus dem Munde eines sächsischen Fürsten). „Su 
thun haben, wie der Leipziger Rat.“ „Es ist richtig mit 
Leipzig“; Lipsia vult exspectari (Uanzleitrost für Anstellung 
Suchende), Lipsia lipsiscit (Luther) läßt darauf schließen, daß 
man diese Stadt für eine wohlhabende, weil fleißige, und an 
ihrer Sigenart mit Selbstbewußtsein festhaltende gehalten hat. 
Dies Urteil ist im ganzen richtig. 
Hier findet man Reichtum und Bildung, wie kaum sonst 
irgendwo in der Welt vereinigt. Denn das kaufmännische 
Leben hat hier einen seiner Mittelpunkte; nicht minder der 
Buchhandel, welcher noch bis in dies Jahrhundert hinein, auch 
in geselliger Hinsicht, als ein von der HKaufmannschaft völlig 
getrennter Berufszweig angesehen ward. Der handel TLeipzigs 
ist auch in den Drangsalen des Dreißigjährigen Krieges nicht 
ganz untergegangen, da selbst Torstenson in richtiger Erkenntnis
	        
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