Full text: Der Leumund der Sachsen

36 Leipzig. 
auf der Universität Leipzigs beinahe nichts so zeitig gelernt 
habe, als ein Schriftsteller werden.“) 
Auch für Goethe ist der allgemeine Einfluß des Leipziger 
Lebens auf sein Denken und Empfinden mindestens ebenso 
merkbar als der einzelner Lehrer.4!) Was ihm CLeipzig gewesen, 
ist hinlänglich bekannt. Er hat für diese Stadt das zum ge- 
flügelten Worte gewordene Lob im Faust niedergelegt: 
Mein TLeipzig lob' ich mir, 
Es ist ein klein Haris und bildet seine TLeute. 
Dies Lob ist nun freilich nicht nach unserm Geschmack, 
denn es verrät zu deutlich, daß Goethe, als er es schrieb, immer 
noch unter dem im Slternhause empfangenen und später auch 
noch bestärkten Eindrucke stand, als ob die französische Bildung, 
die sei, die auch die Deutschen nachahmen müßten. Allein von 
dieser Befangenheit, welche der ersten Heriode seines dichterischen 
Wirkens ihren allgemeinen Charakter gegeben hat, ihn zu heilen, 
ist ihm gerade in Leipzig der Hopularphilosoph Clodius be- 
hilflich gewesen, welcher ihm wenigstens zum Bewußtsein brachte, 
welchen Mlißbrauch die deutschen Dichter mit der sgriechischen 
Götterlehre trieben. Machdem Clodius eines seiner Gedichte von 
diesem Gesichtspunkte aus scharf angegriffen hatte, so verwünschte 
er, wie er selbst sagt, von der Richtigkeit der Clodiusschen Kri- 
tik überzeugt, den ganzen Olpmp, warf das ganze mpthische 
Dantheon weg und ließ seit jener Seit höchstens noch Luna und 
Amor in seinen kleinen Gedichten auftreten.45) Clodius selbst 
war begeistert für Leipzig, das ja überhaupt seinen akademischen 
Lehrern in jeder Hinsicht stets geboten hat, was ihr herz nur 
wünschen kann.“)
	        
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