Volkstümliches aus dem Nachlasse von Rudolf Hildebrand. 97
Die Sammlung ist offenbar mit viel sorgfältiger Liebe
angelegt worden.“)
Über die Entstehung schickt Hildebrand die folgende kurze
Bemerkung voraus: „Vor Weihnachten 1853 forderte ich
meine Tertianer auf, mir Kinderreime beim Auszählen und
bei Spielen beizubringen, und in kurzer Zeit hatte ich
aus verschiedenen Gegenden meist Sachsens ein Häuschen
Zettelchen beisammen, aus denen ich hier das Brauchbare
auswähle.“
Die Sammlung ist dann, wie die Schrift zeigt, später
fortgeführt. Ich drucke sie ab, soweit sie nicht anderweitig
überholt ist. So fallen 17 Nummern allein deshalb weg,
weil sie jetzt in Drosihns deutschen Kinderreimen zu finden
sind. Daß Drosihn einst Hildebrands Gewährsmann war,
geht aus der ausdrücklichen Angabe zu Koll. Nr. 93 hervor.
Andere Nummern stehen bei Böhme, Kinderlied und
Kinderspiel, viele enthalten kleine Varianten zu den Reimen,
die in meinem ersten Hefte stehen. Diese werden von mir
in einem durchschossenen Exemplar, das auch sonst allerlei
Nachträge enthält, dem Archiv des Vereins für Sachsische
Volkskunde abgeliefert, ebenso manches, das wegen seiner
Derbheit hier nicht abzudrucken war. Weggelassen sind end-
lich die aus Hildebrands Schriften bekannten Reime und
Liedchen. Der Abdruck ist genau, nur hie und da ist eine
volkstümliche Form statt der hochdeutschen eingesetzt; Hilde-
brand selbst wäre so verfahren. So steht in den Collectaneen
Nr. 154:
Wißt ihr nicht wo Tauche liegt?
aber in den Beitr. z. dtsch. Unterr. S. 38: wißter nich
*) Welch musterhafte Ordnung und Sauberkeit in diesen Sammel-
heften, von denen keins ausführlicher Register entbehrt. So sind auch
die Bücher seiner z. T. unter schweren Opfern erworbenen Bibliothek
wie übersät mit Einträgen, Verweisen, Bemerkungen, sodaß, wer H. zu
lesen versteht, sich nichts genuß= und lehrreicheres denken kann, als ein
Buch von ihm nur zu durchblättern; und alles auch hier zierlich und
sauber eingetragen. (Berlit, S. 558.)
Dähnhardt, Volkstümliches. II. 7