136 Volkstümliches aus dem Nachlasse von Rudolf Hildebrand.
Bauer, der Kälber auf dem Acker sieht zehe! zehe! und in
einer andern Fabel (IV, 94), wo ein Wolf beim Dorf er-
scheint, schreit der erste, der ihn sieht: zeho! zeho! d. h. zehe
(zeh) mit dem schallenden -o verlängert, das wir noch in
feurio kennen. Dieser Hilferuf, der im ersten Teil auf den
uralten Ruf zeter zurückgeht, erscheint im 16. Jahrh. auch
schon als Kinderspiel, „das ja immer das Thun und Treiben
der Erwachsenen nachahmte, und zwar Sben in Leipzig oder
Umgegend.“ Er lautet da zehal beim Versteckensspielen im
Katzipori (s. Grimms Wörterb. unter kucken 3, b.)
Nach einer Randbemerkung Hildebrands spielen die
Kinder in Rothenburg bei Luzern ein Fangspiel wolfze,
wo einer sich als Wolf versteckt, und wenn er losbricht,
rufen die andern wolfzèl!
S. 75. Agre oder wie, Versteckensspiel der Kinder
(noch nicht in meiner Jugend), in Mecklenburg glöôrib
(Zarncke), d. h. mit Haschen und pax (Freimal).
S. 83. Bams (oder Pams?) m. eine feste steife Masse,
die beweglich sein sollte, z. B. zu trocken gekochtes Kartoffel-
mus ist ein wahrer Bams (ist bamsig, aus der Greizer
Gegend). Auch in Arnstadt, also thüringisch: Bams, in
Chemnitz bamsig.
S. 84. Zu barbes: auch barpsg d. i. barfüßig.
S. 94. Zu Brühsiddchenheeß: bressidenheß hörte ich
als Kind.
S. 101. Zu Deutscher Boder (ich komme auf dt. B.):
thür., Kahla: ich komme gar nicht auf den deutschen Erd-
boden, vor Geschäftigkeit, z. B. eine Hausfrau, die viel
Besuch hat: sie bleibt gleichsam in der Schwebe, fliegend.
S. 107. ehrpuslig, von Kindern, die altklug thuend
eine gewisse Würde annehmen, auch von Mädchen, die von
Natur lustig in Gesellschaft recht ehrbar thun. Annstadt
(nicht Leipzig, Dresden, Chemnitz).
S. 108. einhullern s. hullern.
Zu einmal: emäl auch — künftiges Jahr, wie bair. Schm.
2,562 (e manl oberpf.), z. B. wie alt is ihr Junge? er