Full text: Volkstümliches aus dem Königreich Sachsen auf der Thomasschule gesammelt. Zweites Heft. (2)

80 Hochzeit. 
318. Gegen Gicht: 
An den drei Tagen: Gründonnerstag, Karfreitag und Ostersonntag 
muß man sich vor Sonnenaufgang an einen Apfelbaum begeben, zu 
dem man nie wieder kommt, sich dreimal verneigen und die Worte 
sprechen: 
Guten Morgen, Apfelbaum; 
Hier bring ich meine Gicht, 
Nimm sie aus meinem Kopf, aus meinem Arm, aus 
lmeinem Leib, aus meinem Bein 
Und laß sie fahren in den grunen Wald hinein. 
319. Gegen Warzen: 
Man reibt während eines Grabgeläutes mit einem Stückchen Speck 
die betreffende Stelle ein und spricht folgenden Vers: 
Sie lauten zur Leiche, 
Meine Warzen zur Gleiche, 
Sie lauten ins Grab, 
Meine Warzen nehm' ab. 
Das Stückchen Speck muß dann an einen Ort vergraben werden, 
den man nie wieder betritt. 
(stud. Winkler, Gegend von Roßwein.) 
Porchzeeik. 
320. Das Brautpaar darf am Altar nicht aushenkeln, sonst 
bedeutet das Trennung. 
321. Die Jungfrauen suchen sich auf den Stuhl der Braut 
zu setzen, da sie dann bald heiraten. 
322. Nach der Hochzeit muß der Schleier zerrissen und 
vom Kranz ein Zweig in einen Blumentopf gesteckt werden, 
daß er Wurzel faßt. Beides bedeutet Glück. 
(Siegert la., Oderan). 
323. Die Braut muß auf den Saum des Kleides treten, 
dann kommt der Mann unter den Pantoffel. — Am ersten 
Tag muß die junge Frau Reis kochen. Wie dieser gquillt, so
	        
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