Römischer Bundesgenossenkrieg. 109
Prokonsulat, auch äußerst einträgliches Amt. Wir haben
freilich einen Brief des Quintus Cicero an seinen Bruder
Marcus, wie man das Konsulat in Rom erwerben müsse.
Aber gerade von den Geheimnissen der Wahlmache ist in
dem Brief ganz und gar nicht die Rede, sondern es wird
immer nur von der Ehre und dem Glück, Konsul des welt-
beherrschenden Rom zu sein, gesprochen. Gewiß war diese
Ehre sehr groß, aber die Demokratie wird in dieser Aus-
gestaltung eigentlich zum Spott ihrer selbst. Sie kann gar
nicht mehr demokratisch funktionieren, und wir sehen sofort,
warum. Es fehlt ein Gedanke, der ja uns in einer solchen
Lage auf der Zunge schweben würde: die Repräsentation.
Weshalb müssen die Bürger aus dem ganzen Reich jedes-
mal persönlich in Rom abstimmen? Warum wird nicht
durch Wahlen im ganzen Land eine Repräsentation des
römischen Volkes gegenüber dem Senat geschaffen? Diese Fehlen des
Frage wiederholt sich noch intensiver, wenn wir sehen, wie
die Teile Italiens, denen das römische Bürgerrecht vorent-
halten wird, endlich dagegen rebellieren. Allmählich waren
auch die Römer engherzig geworden, wollten Andere nicht
an ihren Vorteilen teilnehmen lassen und versagten auch
langbewährten Bundesgenossen das Bürgerrecht. In der
Empörung darüber wollten die Bundesgenossen die Herr-
schaft Roms abschütteln, und schufen einen eigenen Staat
mit der Hauptstadt Corfinium. Wir haben Münzen, die
dort geprägt sind, worauf das Wahrzeichen Italiens, ein Stier,
einen Wolf, das ist das Wahrzeichen Roms, mit seinen Hörnern
niederstößt. Wir wissen auch, wie diese neue Republik
ihre Verfassung gestalten wollte. Sie war ganz einfach
der römischen nachgeschrieben. Auch hier wurde verlangt,
daß der Bürger, der sein bürgerliches Recht ausüben wollte,
zur Abstimmung in die Hauptstadt pilgerte. Es ist lange schon
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