Beamtentum.
164 Die deutschen Beamten und Offiziere.
Der Germanisierung der Volksschule parallel ging die
allmähliche Germanisierung des ganzen höheren Beamten-
standes. Während früher im höheren Beamtenstand,
auch im Offizierkorps, zahlreiche Polen waren, sind
sie allmählich so gut wie ganz daraus verschwunden. Was
ist die Folge davon gewesen? Den Polen ist eine Menge
leidlich bezahlter Posten nicht mehr recht zugänglich; aber
in Wirklichkeit haben wir ihnen, wie man es ausdrücken
kann, die Staatslast abgenommen. Machen wir uns das
an einem Beispiel klar. Stellen wir uns zwei Ritterguts-
besitzer vor, einen deutschen und einen polnischen; sie sind
Nachbarn, von demselben Wohlstand, beide haben drei
Söhne. Bei dem deutschen übernimmt einmal der älteste
das Gut, der zweite wird Regierungs- oder Gerichts-
assessor, der dritte wird Offizier; die Töchter verheiraten
sich dementsprechend. Der Vater ist belastet bis an sein
Ende mit hohen jährlichen Zulagen, und wenn einmal geteilt
wird, muß der Erbe große Hypotheken aufnehmen. Bei dem
Polen ist es so: der eine Sohn bekommt das Gut, der zweite ver-
waltet die Brennerei, Zucker- oder Stärkefabrik oder was sonst
Technisches auf dem Gute ist, der dritte geht in die Stadt und
wird dort Kaufmann oder Direktor einer landwirtschaftlichen
Genossenschaft; die Töchter verheiraten sich dementsprechend.
In der nächsten Generation ist die größte Wahrscheinlichkeit,
daß der Deutsche in der Lage ist, sein Gut verkaufen zu
müssen, und der Pole in der Lage, es zu kaufen. Der
Staatsdienst ist bei aller Ehre, die er bringt, eine Last. Er
wird doch nur sehr mäßig bezahlt, so daß bei Familien, die
ihre Söhne dorthin geben und ihre Täöchter in diese Kreise
verheiraten, das Vermögen, wenn welches vorhanden war,
allmählich verbraucht zu werden pflegt. Diejenigen Schichten
des Volkes, die sich ausschließlich dem Wirtschaftsleben