Full text: Regierung und Volkswille.

Aufriß einer anderen Polenpolitik. 171 
Hunderttausende, die für die allerdringendsten wissenschaft- 
lichen Bedürfnisse von unserer Gelehrtenwelt verlangt wurden, 
nicht zu beschaffen waren. 
Ein österreichischer Staatsmann hat einmal über gewisse 
österreichische Maßregeln gesagt, es sei nächst der Fabel der 
Zauberflöte die größte Dummheit der Weltgeschichte. Wer 
weiß, wie zukünftige Staatsmänner dieses Wort einmal 
variieren werden! Unsere Polenpolitik gleicht dem Manne, 
der schwimmen wollte und sich dabei ersäufte, weil er die 
Schwimmblasen an die Füße band, da er den Kopf ja 
ohnehin oben halte. 
Da wir uns nun einmal so weit auf unsere Polen- 
politik eingelassen haben und zu dem Ergebnis gekommen 
sind, daß sie dem Deutschtum nicht nur nichts genützt, 
sondern trotz eines erheblichen Gewinnes durch die Bauern- 
ansiedelung, im ganzen genommen sehr wesentlich geschadet 
hat, so darf ich auch wohl nicht ganz die Frage umgehen, 
wie man es hätte anders machen sollen. 
Zunächst ist ganz abzuweisen der Satz: Da wir diese 
Polenpolitik einmal angefangen hätten, müßten wir sie auch 
durchführen. Konsequenz sei die Hauptsache, vor allem 
keinen Zickzackkurs. Das ist etwa ebenso weise, wie wenn 
jemand einen Berg hinauffahren will, seinen Wagen aber 
immer weiter hinuntergleiten sieht und sich zuruft: „Nur 
immer weiter so — endlich werden wir doch oben ankommen.“ 
Das ziel einer richtigen Polenpolitik kann natürlich                                           Aufriß einer 
niemals sein, was man nennt, die Polen zu versöhnen.                                besseren Polen- 
Die Polen als Ganzes kann man niemals versöhnen; ein                               politik. 
radikal nationaler Teil wird immer übrig bleiben, der sich 
bewußt ist, daß gerade der Kampf für das Polentum das 
Nützliche ist, der deshalb unter allen Umständen weiter 
kämpft und immer wieder suchen wird, uns von neuem 
Delbrück, Regierung und Volkswille. 12
	        
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