Trusts.
182 Beamtentum und Eisenbahnen.
wirtschaftliche Macht ist, eine so große, daß man das ganze
Wirtschaftsleben damit einigermaßen regulieren kann. Unser
Beamtentum steht unparteiisch genug zwischen den verschiedenen
Interessen, zwischen Export und Import, Industrie, Handel
und Landwirtschaft, Osten und Westen, Süden und Norden,
um die Tarife verständig und gleichmäßig anzuwenden.
England, Frankreich, Amerika können das Staatsbahnsystem
nicht einführen, weil dann diejenige Partei, die die Eisen-
bahn in die Hand bekommt, sich so befestigen würde, daß
sie gar nicht wieder zu stürzen wäre, jedenfalls einen unge-
heuren Druck auf ihre Gegner ausüben würde. Wir haben
jetzt in Deutschland, durch unser ausgebildetes System der
Staatsverwaltung, etwa 1 370000 Beamte, das ist etwa
der zehnte Teil der Zahl aller Reichstagswähler, deren
wir im Jahre 1907 13 300 000 gehabt haben. Also allein
schon in ihrer Stimmenzahl werfen die Beamten ungeheuer
viel in die Wagschale. Aber noch viel bedeutender ist die
Beherrschung des Wirtschaftslebens, die das Beamtentum
ausübt.
Das wird für die zukünftigen Generationen noch wichtiger
werden als für die vergangenen. Es ist ja ganz klar, daß
sich allenthalben die ungeheure Konzentration von wirt-
schaftlicher Macht bildet, für die der Name „Trust“ auf-
gekommen ist. In Amerika ist man damit schon am
weitesten. Die Trusts beherrschen nicht nur das Wirt-
schaftsleben, sondern durch ihr Geld auch in hohem Grade
die Wahlen und die Volksvertretungen. Es ist völlig
hoffnungslos, gegen die Trusts zu kämpfen, alle Gesetze
haben gar keinen Erfolg gehabt, so daß Präsident Roosevelt
schon das Programm aufstestellt hat, nicht gegen die Trusts
zu kämpfen, sondern zu versuchen, sie unter Staatskontrolle
zu nehmen. Das läßt sich aber in Staaten mit Partei-