Korruption in
der Schweiz.
48 Korruption.
dabei gewesen, wie die Freunde Tafts die Stimmen der
Delegaten kauften und wie die Roosevelt- Leute dasselbe ver-
suchten, aber erfolglos blieben, weil die anderen mehr Geld
hatten.“
Ein bemerkenswerter statistischer Beweis für die Unzu-
verlässigkeit der Verwaltung in den Vereinigten Staaten
ist der Pensionsfonds für die Veteranen und Hinterbliebenen
des Sezessionskrieges. Obgleich jetzt 48 Jahre seit der
Beendigung dieses Krieges verflossen sind, ist die Zahl der
Rentenempfänger noch immer gestiegen und die Pensionen
verschlingen 175 Millionen Dollars, gleich 700 Millionen
Mark jährlich.
Auch in der alten Eidgenossenschaft war die Korruption
sehr groß; sowohl in den aristokratischen wie in den
demokratischen Kantonen. In ersteren wurden viele Ämter
so gut wie erblich, in den letzteren kam man zu den Ämtern
durch Spenden und Bestechungen. Schon im 16. Jahr-
hundert wurden sie verboten, aber die Mißbräuche waren
so unausrottbar, daß man sie gesetzlich regelte, indem man
die zu Ämtern und Diensten Beförderten Auflagen bezahlen
ließ, welche teils zu öffentlichen Zwecken verwendet, teils
unter alle stimmberechtigten Landleute verteilt wurden. Die
Landvögte, die in der Regel nur auf zwei Jahre für die
unterworfenen Gebiete gewählt wurden, mußten suchen
durch Erpressungen ihre Kosten wieder einzubringen. In
den Landsgemeinde- Kantonen wurde endlich alles einfach
zur öffentlichen Versteigerung gebracht, die Vogteien, die
Ausübung der Justiz, die höchsten Ämter im Staat, die-
jenigen der Ratsherren und selbst des Landammannes, oder
man verloste die Ämter und wer das Amt nicht wollte,
verkaufte das gewonnene Los*).
*) Nach Hasbach, Moderne Demokratie. S. 80 ff.