Full text: Regierung und Volkswille.

50 Der Ideal- Staat. 
und Versuche, durch besonders sinnig erfundene Wahlsysteme 
diesem Übel abzuhelfen, sind offenbar hoffnungslos. Wie 
ist aus dem Dilemma herauszukommen? 
Der beste Staat. Ehedem haben die Philosophen sich viel Mühe gegeben, 
den besten Staat zu konstruieren. Diese Versuche sind aus 
der Mode gekommen und mit Recht. Den idealen Staat 
kann es so wenig geben wie die idealen Menschen. Aber 
als heuristisches Prinzip mit dem Bewußtsein, daß das Er- 
gebnis nur eine Konstruktion sein soll, ist die Fragestellung 
immerhin brauchbar, und wir wollen sie einmal anwenden 
und nachsehen, was mit dem Ergebnis anzufangen ist. 
Wir vermißten in den demokratischen Repräsentativ- 
regierungen die rechte Ehrlichkeit und Weisheit. Halten wir 
uns also einmal an Plato, der verlangte, daß die Philosophen, 
d. h. die Weisen, d. h. modern gesprochen, die Gebildetsten 
regieren sollen, die Besterzogenen, denen man auch Redlichkeit 
zutrauen kann. Wie müßte das gemacht werden? Zunächst ein 
ausgezeichnetes Schulsystem, in dem die Knaben, die aus 
gebildeten Familien stammend schon etwas mitbringen, zu- 
sammen mit den Talentvollsten aus der großen Masse 
sorgsam unterrichtet und streng erzogen werden. Am Ab- 
schluß der Schule, sagen wir mit dem 18. oder 15. Jahr, 
ein strenges Examen, das alle Untauglichen ausscheidet. 
Dann ein mehrjähriges Studium an einer Hochschule, 
wiederum mit einem strengen Schlußeramen. Dann Ein- 
stellung der so vorgebildeten und fein durchgesiebten jungen 
Männer in die bestehende Regierung zu praktischer Aus- 
bildung. Nachdem ein drittes Examen den Mann auch 
als praktisch tüchtig gezeigt hat, Berufung in eine der 
verschiedenen regierenden, richtenden oder lehrenden Be- 
hörden, die stufenweise aufgebaut sein müssen, so daß in 
die höheren Instanzen immer die Tüchtigsten und Bewähr-
	        
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