des Ruo und Schire, beförderte. Eine drei-
tägige Bootreise endete in Katunga, von wo
aus wir zu Lande über Mandala—Blantyre
nach Matope gingen. Am oberen Theil des
Shire und den Nyassasee hinauf nach Karonga,
der nördlichsien Station der African Lakes Co.
am See, trug uns der Dampfer der Gesell-
schaft. Nach sehr schneller Reise langten wir
dort am 23. Juni v. J. an.
Unser erstes Ziel Kararamnka, eine jetzt
nicht besetzte Station der schottischen Freikirche,
betraten wir, nachdem wir den Songwe über-
schritten und an dem Kiwira-Fluß entlang nach
Norden gegangen waren, am 1. Juli, mehr-
mals durch Fieber aufgehalten. Eine kleine
Reise von hier aus nach Osten machte uns mit
Land und Leuten dieses Theiles des Landes
bekannt. Auf einer Reise nach Norden fanden
wir am Rungwe-Gebirge in Muakapaliles Land
den geeigneten Ort für eine Ansiedelung. Die
ersten Baulichkeiten konnten noch vor der Regen-
zeit beendet werden.
Sowohl Kararamuka als auch unsere Sta-
lion, sie führt den Namen Muakapalile am
Rungwe, liegt auf einem Plateau von 4000
bis 5000 Fuß Höhe. Dasselbe wird begrenzt
im Westen vom massigen Bundali-Gebirge, an
dessen Fuß der Kiwira-Fluß sich hinzieht. Im
Osten schließt der Mpata= und Kjeinzug das
Platcau ab. Dieser Bergzug trennt auch den
Mbaka von dem in tiefem Thal fließenden
Lufira; an leßterem liegl die neu gegründete
Station der Berliner Mission. Der Abfall
des Platcaus im Süden ist bewaldet. Im
Norden schiebt sich der Nungwe vor. Zwischen
diesem und dem Bundali zieht sich die Hoch-
ebenc weiter nach Norden, abgeschlossen durch
hohe Bergzüge (die Karten geben falsche Namen);
deren einer, der Poroto, ist wichtig, weil über
denselben der Weg zu dem zwei Tagereisen
von uns entfernt wohnenden Araber Merere
führt.
An Wasser fehlt es dem Plateau nicht.
Eine große Zahl slarler Bäche durchzieht das
Land in der Richtung von Nordost nach Süd-
west. Die Mehrzahl ergießt sich in den Kiwira-
Fluß. Von Nachtheil ist, daß alle Gewässer
sich mehr oder weniger tiefe Schluchten ge-
wählt haben, so daß von regulärer Bewässerung
schwerlich die Rede sein kann.
Holz findet sich im Süden des Plateaus
mehr nur in den seuchten Schluchten. Das
Bundali-Gebirge weist wenig auf. Der Rungwe
dagegen ist stark bewaldet.
Das Land ist fruchtbar, wenn auch ver-
hällnißmäßig wenig bebaut. Da Bananen die
Hauptspeise bilden, so wird wenig gepflanzt.
Bataten, Bohnen, Mais, Masimbi, Malesi und
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Tabak bilden den Hauptbestandtheil der An-
pflanzungen. Europäische Gemüse gedeihen,
wie wir in unserem Garten beobachten können.
Einen Schmuck des Graslandes bilden die
beträchtlichen Heerden von Kühen, Ochsen,
Ziegen und wenig Schafen, doch nicht in so
großer Anzahl, wie man aus Reiseberichten
schließen könnte.
Das Volk auf unserer Hochebene hat eine
gemeinsame Sprache: die Mwomba-Sprache,
die bedeutend von der Sprache am See ab-
weicht. Es ist friedlich, arbeitsam, dem Trunk
nicht ergeben und im Allgemeinen dem weißen
Mann freundlich gesinnt. Eins fehlt dem
Volk: die Einheit. Ich kenne allein 11 Häupt--
linge, die sich in die Herrschaft theilen. Die
Häuptlinge muß man als kleine Häuptlinge
betrachten. 1000 bis 2000 Mann ist wohl
die Höchstzahl der streitbaren Macht der grö-
heren Häuptlinge. Von kleinen unblutigen
Kriegen haben wir mehrsach gehört. Es han-
delt sich bei denselben meist um das Wieder-
nehmen gestohlenen Viehes. Wie erwähnt, ist
das Volk, wie wir es kennen gelernt haben,
harmlos und friedlich, und bedarf es jetzt keines
Einschreitens bewaffneter Macht.
Der Name „Merere“ ist hier gehaßt und
gefürchtet. Unsere Station erhebt sich auf
einem Theile eines Dorfes, das von ihm ver-
wüstet worden ist. Von Mereres Grausamkeit
wissen die Leute zu erzählen.
Wegen der Unsicherheit des Weges und
der wahrscheinlich bedentend größeren Kosten
lassen wir Waaren sowohl als Briese den
Wasserweg über Karonga —Quelimane gehen.
Der Verkehr ist keineswegs ein geregelter. Das
Schiff auf dem Nyossa und dem unteren Schire
läuft sehr unregelmäßig. So können 3, 6, 8,
ja 11 Wochen vergehen, ehe die Briefschaften
uns von Karonga nach Abgang des letzten
Schisses wieder zukommen. Briese von Europa
erhalten wir zwischen 2½ und 5 Monaten
nach Abgang von dort. Der Preis eines ein-
fachen Briefes stellt sich von Karonga nach
Europa auf 50 Pfennig, nicht eingerechnet die
Bezahlung des Boten von hier nach Karonga.
Die Waaren werden meist durch Träger
von Karonga hierher befördert. Ein Theil der
Schwarzen hier ist jetzt noch zu stolz zu diesem
„Sklavendienst“, der größte Theil aber ist nur
des Tragens ungewohnt.
Sklaverei giebt es in unserem Gebiet nicht,
auch die mildeste Form der Haussklaverei soll
nach Dr. Croß nicht vorhanden sein. Wir selbst
sind zu kurze Zeit hier, um ein sicheres Urtheil
über Letzteres aussprechen zu können.