176 Der Feldzug 1870/71. Das Deutsche Reich bis 1873.
als einer der Mitsieger besser wissen. Einen unbekannten
Zwischenfall aus der Schlacht will ich noch hier anführen.
Als mein Vater um die Jahreswende 1891/92 sehr schwer er-
krankt war, erzählte er mir manches aus seinen Kriegen.
Dabei sagte er u. a., Albert habe während der Schlacht
von Sedan eine längere Ohnmacht gehabt, und Schlotheim
sei schon in heller Verzweiflung gewesen. Zum Elück dauerte
es nicht so lange, daß es auf den Gang der Ereignisse Ein-
fluß haben konnte. Carlowitz erzählt in seinen Erinnerungen,
er sei mit meinem Vater am Abend auf das linke Givonne-
ufer gerufen worden. Am 2. schrieb Albert seiner Ge-
mahlin: „Der Telegraph wird Euch die Ereigniße der letzten
Tage gesagt haben, auch daß wir wohl sind. Ich glaube, das
eigentlich militärische Drama ist zu Ende. Der arme Kaiser,
welche fürchterlichen Tage mag er durchgemacht haben.“ Bei
den letzten Worten hat er wohl an seinen Besuch 1867 in
Paris gedacht, wo er Napoleon noch in vollem Glanze sah,
und jetzt! Diese Ansicht, daß der Krieg zu Ende sei, hatten
damals viele. Wie bitter wurden sie, und mit ihnen Albert,
enttäuscht!
Viel interessanter ist sein Brief vom 5. an seine Gattin:
„Wir sind bereits den 1. Tag hier, da die Truppen um den
Ort herummarschieren. Morgen verlaße auch ich diese Gegend,
die uns allen unvergeßliche Erinnerungen hinterlaßen wird
der denkwürdigen Tage, die wir hier erlebt haben. Den Tag
nach der Schlacht beritt ich das Schlachtfeld. Welch ein
fürchterlicher Anblick, Leichen von Menschen und Pferden
haufenweise, zerschoßene Geschütze und Wagen. Unser Granat-
feuer war eben zu furchtbar gewesen. Die Truppen begrüßten
mich lebhaft.“ Dann berichtet er von einem Besuch bei König
Wilhelm und in der Stadt Sedan. In letzterer besuchte er
auch den verwundeten Mac Mahon. Darüber schreibt er
noch in dem Brief: „Ich besuchte auch dort den verwundeten
Mac Mahon. Welch tragischer Kontrast mit 1861, wo wir
bei der Krönung in Königsberg zusammen waren. Damals er