Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

56 Universitätsstudium und Feldzug in Holstein (1845—1849). 
  
Es giebt hier zwei große Möglichkeiten: zu Hause und 
nicht. 
Du weißt, wie sehr ich Euch liebe, wie froh ich immer bin, 
mit Euch zu seyn, allein nach genauer Prüfung vor mir selbst 
bin ich zu dem AMesultat gekommen, daß mir das Leben zu 
Hause eher schadet als nützt, indem das mir Gewohnte leicht 
bewirkt, daß ich mich gehen laß, unter fremden Verhältnißen 
denke ich mehr an mich. 
Aber abgesehen davon, was sollte ich zu Hause beginnen? 
So nützlich und wichtig es ist, den Civilstaatsdienst kennen zu 
lernen, so wenig glaube ich, ist gerade jetzt der Zeitpunkt, wo 
alles einer Anderung entgegensieht. 
Der Militärdienst? Soll ich von ihm Autzen haben, wenig- 
stens bei uns, so muß ich ein Kommando übernehmen, und 
das geht bei den jetzigen obwaltenden Umständen schon der 
disziplinellen Rücksichten wegen nicht. Es bliebe also das 
Ausland. AMeisen ist auch nicht an der Zeit, wo man mich 
vielleicht zu Hause brauchen könnte. 
Auf eine Universität wünsche ich, aufrichtig gesagt, nicht. 
Es bliebe also der fremde Dienst. 
Du weißt, wie sehr ich gewünscht hatte, in den öster- 
reichischen Dienst zu treten. Aber ich sehe ein, daß das jetzt 
nicht geht. Viele Vorurtheile hatte ich ehemals gegen den 
preußischen Dienst, allein einestheils haben sich diese durch 
längeres Zusammensein mit Preußen sehr gemindert, an- 
dererseits halte ich ihn für jetzt einzig politisch möglich, da 
wir doch wohl uns enger an Preußen werden halten müssen. 
Insofern wäre es selbst gut, und so bin ich zu dem Nesultat 
gekommen, Dich zu bitten, mich auf einige Zeit in preu- 
ßischen Dienst treten zu laßen.“ 
Während nun Albert auf eine Antwort aus Dresden 
harrte, überstürzten sich dort die Ereignisse. Es brach der 
Maiaufstand aus. Das Königspaar begab sich auf einem 
Dampfschiff nach Königstein. Prinz Johann und seine 
Familie, die sich in Weesenstein aufhielten, mußten bei Nacht
	        
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