278 Das Heer.
Industrie, die Bewirtschaftung und Besiedelung empfindlich einwirkte. Im wesent-
lichen beschränkte er sich bei den Werbungen auf das Ausland, die unendlich
viele Widerwärtigkeiten mit andern Staaten — mit und ohne Grund — ein-
brachten, und gerade die Ausländer neigten naturgemäß zur Desertion. Daher
ließ der König es zunächst zu, daß adelige Hauptleute ihre Gutseinsassen in ihre
Kompagnien einreihten und sie nach vollendeter Ausbildung auf die Dauer wieder
beurlaubten, nur im Herbst jährlich auf zwei Monate einberiefen. Dies war
immerhin ein Anfang für die Bewaffnung des Volkes selbst, aber wie es zu
Werbescene am Anfang des achtzehnten Jahrhunderts.
Kupserstich eines unbekannten Künstlers in Hans Friedr. von Fleming „Der vollkommene Teutsche Soldat“,
Leipzig 1726. Auf etwa ½ verkleinert.
manchen Streitigkeiten zwischen den einzelnen Offizieren führen mußte, so war es
vor allem ein Notbehelf ohne gesetzliche Grundlage. Gerade aber der Gedanke,
aus dem Heere einen Teil des Volkes zu machen, denjenigen, dem die Verteidigung
des Vaterlandes obliege, lebte in Friedrich Wilhelm. Schon in einem Edikt von
1714 spricht er von „dem Souverän und Landesherrn“, dem die jungen Leute 1111
„nach ihrer natürlichen Geburt und des höchsten Gottes eigener Ordnung und
Befehl mit Gut und Blut zu dienen schuldig und verpflichtet seien“, und 1733 uss
in dem Edikt über die Kantonpflicht ist der Satz, daß alle Einwohner des Landes