Full text: Geschichte des Preußischen Staates

Kaiser Wilhelm II. 747 
hierzu, daß die Zahl der Post-Anstalten sich auf 30 372, der Telegraphen-Anstalten 
auf beinahe 20 000, der Briefsendungen auf 3507 Millionen, die der Packet- 
sendungen auf 149 Millionen, die Zahl der Telegramme auf 34 Millionen erhöht, 
daß die Einnahmen aus der Post 1894 mehr als 300 Millionen mit einem 
Ueberschuß von 23 Millionen betragen haben, daß die Länge der Eisenbahn- 
linien auf beinahe 46 000 Kilometer gestiegen ist, nimmt man ferner hierzu die 
Vergrößerung der im Jahre 1875 zur deutschen Reichsbank umgewandelten, jetzt 
276 Zweigstellen im ganzen Reich besitzenden ehemaligen preußischen Bank und be- 
achtet, daß seitdem die Summe ihrer Bar- 
mittel verdoppelt, von über 500 Millionen 
auf mehr als eine Billion gestiegen ist, 
ihre Gesamt-Umsätze aber sich mehr als 
verdreifacht und von 36 Billionen im Jahre 
1876 auf mehr als 121 Billionen Mark 
im Jahre 1896 gehoben haben, so wird 
der überaus erstaunliche wirtschaftliche Ge- 
winn, den das Reich aus seiner, in den 
Kriegen geschaffenen Einheit gezogen hat, 
erkennbar sein. 
Die gesamte Hebung des Verkehrs 
kommt aber auch der Landwirtschaft zu 
gute, und wenn sie über die Herabsetzung 
der Getreidezölle, über Not und Armut 
klagt, so ist man daran, die mögliche Hilfe 
ihr zu gewähren. Der Reform der in- 
direkten Steuern trat durch den neuen 
Finanzminister Miquel die der direkten 
Steuern zur Seite, und indem sie die 
hohen Einkommen, das Großkapital auch 
in den Aktiengesellschaften heranzog, die 
kleinen aber entlastete und die Auflagen 
gerechter verteilte, indem sie ferner die reine Finanzminister Miauel. 
Besteuerung des auf 74 Milliarden be- Nach elnem Lichtbllde 
rechneten Volksvermögens einführte, Erb- 
schafts= und Gewerbesteuern neu gestaltete, hob sie nicht nur die Finanzen um 
75 Millionen, sondern erleichterte zugleich das Los der ärmeren Klassen. Ueber- 
dies gewährte der Staat dem Volksschulwesen, für das ein organisches Gesetz 
zwar auch jett noch nicht zu stande kam, erhebliche Zubußen, also daß das 
Schulgeld in den Volksschulen fast gäuzlich beseitigt werden konnte, und ver- 
zichtete zu Gunsten der Gemeinden auf jede Grund= und Gebäude-, Gewerbe- 
und Bergwerkssteuer im Gesamtwert von 102 Millionen Mark. Eine Reform 
des Wahlgesetzes für den Landtag, dessen Legislaturperiode schon im Juni 1888 
auf fünf Jahre verlängert war, ging der Stenerreform zur Seite. Die Gesetz- 
gebung für die allgemeine Landesverwaltung wurde fortgesetzt, durch eine neue 
Landgemeindeordnung die Bildung von Zwerggemeinden verhindert, die Leistungs- 
fähigkeit der Gemeinden erhöht. Die Kommission für das bürgerliche Gesetzbuch 
beendete ihre gewaltige Arbeit, legte ihr großartiges Werk fertig dem Reichstage 
 
	        
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