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dieser Beziehung nur, daß einjelne von ihnen, wie z. B. das Sift der Blattern, der Lustseuche, — wenn
sie gleich urspruͤnglich auch durch ein Zusammenwirken besonderer und jetzt nicht naͤher nachweisbarer
Umstaͤnde entstanden seyn muͤssen — sich jetzt nur noch durch Uebertragung fortpflanzen, waͤhrend andere
Ansteckungsstoffe, wie z. B. der des Typhus, der Ruhr, der Schwindsucht, der Gicht, sich bei Krankheiten,
die wir auch ohne alle Mitwirkung eines Contagiums entstehen aeen. unter gewissen Verhältnissen
— besonders bei dem Hinzutritt einer besonderen kuftverderbniß (Mephitis) oder bei einer gewissen
Ausbreitung oder Höhe der Krankheit — von Neuem auch jetzt noch wieder erzeugen können.
Es giebt endlich Krankheiten, welche sich in einer beskimmten Gegend der Erdoberfläche, wo
sie einheimisch sind, in Folge eigenrhümlicher Einflüsse der Lust und des Bobdens oder besonderer
kebensverhäáltnisse der Bewohner) noch jetzt von Zeit zu Zeit neu erzeugen, ihren weiteren Fortgang
über jene Grenzen und Bedingungen hinaus aber nur mite Hülfe eines sich in ihnen entwickelnden
Contogiums gewinnen; so die Pest, das gelbe Fieber, die Asiatische Cholera, der Weichselzopf.
§. 3. Wenn wir aber auch hinsichtlich des Wesens und der ursprünglichen Entstehungsare
der Contagien im Dunkeln sind, so find uns doch mancherlei andere Verhäáltulsse und Eigen-
kthümlichkeiten dersfelben, welche auf unsere Vorkehrungen gegen sie von dem entschiedensten Einflusse
find, nicht unbekannt. Folgende sind davon die wichtigsten:
Zur Entwickelung des Contagiums in einer, ihrer Natur nach, ansteckenden Krankheit scheint
eine gewisse Dauer, ein gewisser Grad der Ausbildung der letzteren erforderlich zu seyn, wie bies z. B.
bei den Kuhpocken besonders auschaulich wird, deren bymphe nur in einem gPwisen Zeitraume die
nämliche Krankheit fortzupflanzen im Stande ist. Doch ist das Beginnen und die Dauer dieses Zeit-
raums der Ansteckungsfähigkeit bei den einzelnen kontagiösen Krankheiten sehr verschieden und von
den meisten bei weitem nicht genügend bekannt. Bei mehreren erstreckt derselbe sich selbst noch bis in
die Jeit der Rekonvaleszenz hinein, so bei dem Typhus, der Cholera.
Es sind ferner manche Contagien nur an einzelne Stellen, an ab- und ausgesonderte Süäfte
u. s. w. des Körpers gebunden, wie z. B. das Kuhpocken, das Krätz-, das venerische Gist, während
von anderen, wie z. B. dem Pest-, dem Typhus-, dem Blattern-, dem Maserngist mehr ober weniger
der ganze Körper des Kranken durchdrungen ist.
Eben so bleiben manche Contagien an den Körpern, in welchen sie sich entwickelten oder auf
welche sie übertragen wurden, haften, ohne in den, diese umgebenden ustraum ausgenommen zu wer-
den (fixe Contagien), wie z. B. das Conkogiom der Pest, der Kuhpocken, der Krätze, des Weichsel-
Zopfe u. s. w.; andere, mehr lustartige, gehen dagegen in den umgebenden uftraum über (flüchtige
Contagien), wie 3. B. das der Masern, des Typhus. Dabei ist der Grad dieser Flüchtigkeit 4
verschieden; so ist z. B. das Contagiurn der Masern flüchtiger, als das des Typhus und der Cholera,
das sich nur dem allernächsten Dunstkreise mirtheilt.
4. Wie nun bei den flüchtigen Contagien die Luft ein mehr oder weniger geeignetes
Verbreitungsmittel (Träger) derselben ist, so können sowohl die firen, als auch die flüchtigen An-
steckungsstoffe sich auch an feste (leblose und lebende) Körper, manche selbst an tropfbarflüs=
sige hangen und an diesen Trägern eine getwisse Zeit hindurch haften.
Je nach seiner verschiedenen Beschaffenheit ist der umgebende kustraum ein bald mehr balb
weniger guter Leiter für die flüchtigen Contagien; im Allgemeinen aber pflegen diese in dunstigen
Räumen, uncer andern in denen der Schiffe, besser als in gut gelüfteten, zusammengehalten und wei-
ter geleitet zu werden. Eben so besitzen nicht alle seste Gegenstände in gleichem Grade die Eigenschaft,
Krankheitsgiste austunehmen und zu bewahren. Diesenigen, welche mit einer unebenen, lockeren und
rauhen Oberfläche versehen sind, wie z. B. Pelzwerk, Federn, wollene und baumwollene Stkoffe, rohe
Felle und dergleichen nehmen Ansteckungsstoffe besonders leicht auf; nicht so andere, welche eine glatte,
ebene Oberfläche haben, wie z. B. polirtes Metall ober Holz, Glas, Porzellan, Flechewerk und der-
gleichen mehr. Gegenstände der erstern Art werden deshalb vorzugsweise giftfangende genannt.
An solchen TKragern vermögen sich nun die Contagien in ihrer Eigenthümlichkeit eine verschie-
dene Zeit hindurch zu behaupten, und zwar steht diese ihre Dauerhaftigkeit mit ihrer fixen oder
fluͤchtigen Natur nicht immer im geraden Verhältnisse. Das Contagium der Pest z. B. ist fir und
lugleich so durabel, daß es mehrere Jahre, an Baumwolle und dergleichen haftend, wirksam bleiben
kann; das ebenfalls fixe der auf Menschen übertragenen Kuhpocken, verliert dagegen in weit kürzerer
Jeit seine Kraft.
ben so können die flüchtigen und in dle ben Kranken umgebende vLust aufgenommenen
Contagien, je nach ihrer Natur, in dieser ufe entweber sich leichter noch zusammenhalten oder auch
schneller gleichsam jerstießen, und dadurch ihre Wirksamkeit theils ausbreiten, theils aber auch, 11„„
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