— 17 —
Dlese Behandlung allein, fuͤr welche der dazu erforderliche einfache Apparat zur Zelt einer
Cholera-Epidemie leicht vorräthig gehalten werden kann, ist, zeitig genug angewendet, in der Regel zu-
reichend, die Krankheit, zumak deren leichtere Grade, noch in ihrer Entwickelung zu hemmen. Wo dies
sedoch nicht gelingt, da kann nur der Arze, den man jedenfalls so schleunig als möglich herbeizuschaf-
fen sucht, diesenigen Miceel anordnen, welche der besonderen Beschaffenheit des einzelnen Falles ange-
passt werden müssen.
Höchstens darf man sich in den Fällen, wo der Arzt niche zu erreichen ist, und der Zustand
bes Kranken sich trotz der Anwendung der obigen Mitcel verschlimmert, noch von folgenden Gebrauch
zu machen erlauben: «
q)BeietwaerschöpscnbemzugleichschmerzhafkemDurchfallgebemaneiuKlstiervonHas
ferschleim und Kamillenthee oder auch von einem Theelöffel Stärkemehl, mit einer Tasse heißen Wal-
sers angerührt. Auch kann man in diesem Falle Brodwasser, von stark geröstetem und halb verkohl-
tem Brobe bereitet, als Getränk mäßig genießen lassen.
b) Bei anhaltendem Erbrechen kann man ein Brausepulver oder etwas Selterwasser nehmen
*?d# auch allenfalls öfters cinen Schluck leichten schäumenden Biero oder dem ähnlichen Getränks
versuchen.
c) Bel anhaltendem Brennen und Beklemmung in der Magengegend und wenn solches wie-
derholten Senf= oder Meerrettig-Pflastern nicht weicht, können (bei Erwachsenen) 15 —20 Blutegel
in die Gegend der Herzgrube gesetzt werden.
9 Schmerzhafte Krämpfe in den aͤußeren Gliedmaßen sind durch Reiben der letzteren mit
trockenen ober in Kampherspiritus getauchten Flanelllappen, oder auch mit der bloßen Hand, so wie
durch heiße Ueberschlaͤge, zu lindern.
EELIIIIIIIIILIIIIIILIIII
man den Kranken in den meisten Fällen unbedenklich zweistündlich 20 — 30 Tropfen Kampherspiritus
ober auch Hirschhorngeist mit etwas warmen Thee reichen. — Auch hat man schon ganz pulslose und
ciskalte Cholerakranke nach Begießungen des Kopfos und Rückgrats mit kaltem Wasser im warmen
Bade, und kalten Umschlägcnh über Kopf und Unterleib, während alle andere Mittel fruchtblos blieben,
genesen sehen.
2. Der Dyphuc.
6. 29. Schon seit geraumer Zeit pflegt man jedes, mit vorherrschender Affektion des Gehirns
und Nervenspstems und großer Hinfälligkeit verbundene Fieber ein Nervenfieber, und einen böheren
Grad desselben auch wohl Typhus zu nennen. Unter Typhus im engeren Sinne versteht man je-
doch nur sene Arc des Nervensiebers (von der hier die Rede ist), welche, ursprünglich eurch eine ei-
genthümllche Lustverderbniß entstanden, sich sodaun) auch ohne diese, auf dem Wege der Ansteckung
mittheilt und weiter verbreitet, und dieses zwiefachen Verhältnisses wegen immer mehr oder weniger
einen epidemischen Charakter zu gewinnen pflegt. ·
Die Symptome dieses ansteckenden Nervenfiebers, welches in manchen Faͤllen auch in der
Form des Faulfiebers, Fleckfiebers rc. auftritt, sind die eines seden bösartigen Nervenfiebers im All-
gemeinen: Sehr häufig gehen bei denen, welche vom husiste affizirt wurden, dem Ausbruche der
Krankheit felbst oder rielmehr dem ersten Frösteln, womit das Fieber beginnt, 4— 5 Tage, ja zuwel-
len noch länger, gewisse besondere Erscheinungen des Uebelbefindens voraus. Zu diesen sogenannten
Vorboten des Typhus gehören, außer einer gewissen allgemeinen Zerschlagenheit der Glieder, wie sie
sich auch wohl vor anderen Krankheiten geige:
1. veränderter Totalausdruck des Gesichts, leibende Züge, martes Auge, veränderte, in der
Regel gedrückte und verdrießliche Gemüthsstimmung, deren man nicht Herr werden kann, ohne koch
einen reellen Grund dafür angeben zu können;
2. anhaltende Schlaflosigkeit, oder boch unruhiger, von Traumen unterbrochener und nichk er-
qdulckender Schlaf;
3. Appetitlosigkeie, Uebelkeit, Neigung zum Erbrechen, oh.#e die gewöhnlichen Ursachen eines
solchen Zustandes, als Ueberladung u. dgl. mehr. — Auf diese Vorboten) -welche bei Manchem nur
21— 36 Stunden lang bauern und bei derberen, unempfindlicheren Indlolduen auch wohl ganz un-
bemerkt vorübergehen) folgt dann jenes Gefühl von Frssteln oder vorübergehendem Schauer mit
Bläasse des Gesichts und Kälte der Hände, gemeiniglich bald barauf aber eine bedeutende und an-
dauernde für ie fühlende Hand oft eigenthümlich brennende und stechende Hitze, wozu sich allmdlig
Cingenommenheit und Schwere des Kopfs, Schwindel, Betaubung, Brennen der Augen, Vrausen vor
1835. den