Full text: Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen Staaten. 1835. (26)

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5. Warme Baͤder, mit dem Zusatz von Klele, werden, zumal bei heftigen Leibschmerzen, oft 
t Dlenste leisten, es darf sedoch ein sehr bemerkliches Fieber dabei ulche zugegen seyn, und der 
anke jedenfalls nicht über eine Vlertelstunde im Babe verwellen. 
4. Die pochen. 
§. 42. Die Pocken ober Blaccern, eins der verheerendften ansteckenden Uebel, denen bas 
Menschengeschlecht ausgesetzt ist, gehören zu den sogenannten hitzigen (mit Fieber verbundenen) Haut- 
ausschlägen, und geben sich durch folgenbe Erschelnungen zu erkennen: 
Die Krankheie verläufe in oler Zeitrdumen. 
Der erste, der mit den ersten sichebaren Spuren des Erkrankens anhebt, bauert bis zum 
Ausbruche der Blattern. Es ist in diesem Zeltraume ein Fieber zugegen, welches zu gewlssen Stun- 
den, meist Abends, beftiger wird, mit jedem Dage zunkmme, und wobel niche selten Zuckungen entstehen. 
Kopfweh, Leibweh, heftiger Rückenschmerz, Erbrechen und Nasenbluten sind gewöhnliche 
begleitende Zufälle. Athem und Schweiß haben einen eigenen Geruch, an dem allein der geübte Arze 
schon die Blatcern zu erkennen vermag. 
Mie dem vierten Dag beginnt der zwelte Jeitraum. Die Blaktern erscheinen in Gestalt klel- 
ner, runder, ekwas härtlicher robher Punkte) die sich mit jeder Stunde mehr heben und im Umfange 
vergrößern. Zuerst kommen sie im Gesichte, kaun an den oberen Gliedmaßen, sodann am Ober= und 
Unterleib und an den unteren Gliedmassen zum Vorschein. Gewöhnlich währt dieser allmähliche Aus- 
bruch drel Tage, so daß die zuerst erschienenen Blattern immer um 2 Tage, die an den Händen um 
Einen Tag in ihrer Entwickelung mehr vorgeschricten sind, als dle an den Füßen. Das Fieber dauert 
bierbei sort, aber schwächer. 
Im dritten Zeitraum erhebt sich eine sede Blakter zu einer Pustel, die Anfangs klein (u 
der Mitte ekwas eingedrückt), und mit einer wäßrigen Feuchtigkeit angefüllt ist, allmähllg aber sich zu 
einer erbsengroßen, mit gelblichem Eiter gefüllten Pustel ausdehnt. Jede Blakter braucht dennoch von 
ihrem Ausbruche bis zur vollendeten Eiterung 6 Tage. Hlerbei wird die Haut rund um die Blatter 
gerbchen und der ganze Theil schwillt an. Dies geschieht in der nämlichen Folge, wie der Ausbru 
er Blartern, also zuerst im Gesicht, welches zur Zeit einer solchen Anschwellung oft ganz unkenntli 
wird, dann an den oberen Gliedmaßen u. s. w. (Umer Umständen und bei einer großen Menge von 
* yy ereiuist sich auch wohl eine mit der anderen, oder wie man zu sagen pflegt: sie fließen 
zusammen). 
Dabel haben die meisten Kranken setzt Beschwerben beim Schlingen, wegen verstopfter Nase 
auch beim Athemholen, die Angen schwären zu und können ost mehrere Dage lang nur mit Mühe 
eölsnet werden. In dieser gesihrlichsten Perioke der Krankheit findet sich auch in der Regel von 
Reuem ein Fieber, das sogenannte Eiterungsfieber, ein, bas um so bedeutender wird, jemehr Pocken 
orhanden sind, und nur bei einer geringen Jahl derselben ganz unbemerkt bleibe. 
Im vierten Zeitraume endlich bekomme jeee Blatter n ihrer Mitte einen braͤunlichen Punkt, 
der allmaͤhlich dicker gewordene Eiter trocknet nun ein, wenn er sich nicht etwa schon zuvor durch ein 
Bersten der Blatter ergoß, diese wird überhaupt trocken, welk, dunkelbraun, und verwandelt sich nach 
und nach, meist unter bedeutendem Jucken, in einen Schorf, welcher bald früher bald päcer abfälle 
und auf einige Zeit rothe Flecke, meisteus aber auch bleibende Spuren in Geslalt eigenthümlicher 
Narben und Gruben zurückläßt. Das Fieber, welches beim Uebergange des brikten Jeitraums in den 
vierten meist am heftigsten ist, hörk, bei einigermaßen bedeutender Krankheit, erst nach geschehener A#b- 
trocknung, also elwa um de I##ten Tag, zuweilen aber auch erst um den ##sten Tag ganz auf. 
Uebrigens ist der Grad und der Charakter dieses Blatterufiebers, nach a#tmosphärischen, individuellen 
u. s. w. Verhältnissen In den einzelnen Pocken-Epikemien und Erkrankungsfällen sehr verschieden und 
dassenige, was neben der Menge der Blattern die Heftigkeit und kie Gut= oder Bösartigkeit der 
Krankheit hauptsächlich begründct. — Die soust noch allenfalls vorkommenden Abweichungen von dem 
obigen Gemälde des regelmäßigen Verlaufs der ächten Blatternkrankheit sind niche beträchtlich. 
Was namentlich die sogenannten modiftgzirten Menschenpocken (Varioloiclen) betriffi, 
ß unterscheiden sich diese nur dadurch, baß in der Regel weniger Blattern (und diese auch nicht 
miner ganz in der oben augegebenen Ordnung) erscheinen, dasi ferner eben dehalb auch bas mit dem 
Uusbruche verbundene Fieber und übrige Allgemeinleiden meistentheils geringer ist, und die Mehrzahl 
ber Pocken, nachdem sie sich mit wäßriger Feuchtigkeit angefüllt haben, schneller abtrecknet, ohne in 
vollständlge Eitceung uberzugehen, weshalb Denn auch das sogenannte Eiterungefieber, wo nicht ganz 
sehlend, so doch nur mäßig it. — Es crgiebt sich hieraus, daß diese sogenannten modifzrten wocken 
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