— 31 —
6 51. Erkrankt ein Individuum an den Masern, so halte man diese Krankheie, bei wel-
cher, außer entzündlichen Beschwerden, die Nachkrankheiten, auch in den gelindesten Fdllen, immer mehr
oder wensger zu fürchten find, niemals für unbedeutend, sehe sich vielmehr, wenn es seyn kann, bel
Jelten nach ärgztlicher Fürsorge um. In Ermangelung derselben aber find, namentlich in Bezug auf
das diätetische Verbalten besonders solgende Regeln zu beachten, deren genaue Befolgung bei ge-
wöhnlichen, einfachen, gutartigen Masern und einer übrigens nicht ungünstigen Leibesbeschaß#enheic des.
Kranken allerdings oft genügen wird, einer ungünstigen Wendung der Krankheit selbst zu begegnen.
1. Man sorge für ein mäßig warmes, die Ausdünstung gelind beförderndes Verhalten des
Kranken. Derselbe hüte, guch bei dem gelindessen Grade der Masern, das Bektt bei einer Jimmer-
Temperatur von etwa + 15“ R. Jede Erkältung burch Zuglust, schnellen Temperaturwechsel, unvor-
sichelgen Wechsel von Leib= und Bectwäsche, oder bei Gelegenheir der Stuhlausleerung, des nächtli-
chen Schlafes 2c. werde sorgfältig vermieden, auch nähere sich dem Kranken Niemand, der mumittel-
bar aus der kalten Luse komm'. Sben so schädlich, wie jede Kühlung, ist aber auch ein zu warmes
oder gar heißes Verhalten, starkes Einheizen oder zu große Nähe des geheizten Ofens, Einhüllen im
dicke Beiten und dergleichen.
2. Das Krankenzimmer sey möglichst geräumig, dabei mehr dunkel als hell, der Empfind=
Uchkeit der Augen halber, die überhaupt vom Anfange bis zu Ende der Krankheit sorgfiltig gegen den
Lichtreiz zu schunen sind.
3#. Die Diat gleiche der bei den Pocken empfohlenen (s. 47.); nur werde alles Saurc, we-
gen des Reizes zum Husten, den es erregen könnte, vermieden, und Alles lauwarm genossen.
Uebrigens fünd bei stockender Hautausdünstung schwacher Fllederthee, bei starkem Husten
neben lauem, schleimigen Getränke etwas Altháen= oder Süßholzsaft oder dergleichen Pasten (Regli-
len), bei Verstopfung ein Lavement, bel Neigung zum Durchfall Reiswasser, bei starkem Augenschmerz
Bähungen der Agen mit lauem Fliederthee, passende Hausmirtel, eie besonders in Ermangelung drzt-
licher Rathschläge zu gebrauchen sind.
5. Nach völlig abgeschuppten Masern lasse man, und wären dieselben auch noch so gelinbe
ewesen, den Kranken noch einige Wochen, bei ungünstiger Jahreszeit und Witterung aber lasse man
lon überhaupt sechs Wochen lang die Stube hüten, um niche durch die Einwirkung einer veränkerten
Atmosphäre auf die noch sehr empfindliche Haut, bei einem zu zeitigen Aucgehen, Veranlassung zu
erusten Nachkrankheiten und mindesteng zu langwicrigem Husten zu geben.
6. Der Scharloach,.
6. 52. Der Scharlach, eine hltzige Ausschlagskrankheit, wie die Blattern und Masern, bieret,
gleichfalls vier Zeikräume durchlaufend, in deuselben Glene Erscheinungen dar:
In dem ersten Zeitraume fünd letztere von der Art, daß sich die Natur der Krankheit noch
nicht mit Bestlmmeheit daraus erkennen, und nur zur Zeit einer gerade herrschenden Scharlach-Epibe-
mie der Eintritt dieses Uebels muthmaßen läßt. Es geigen. sich namentlich Fieberzusälle, Frösteln,
SLitze, Dursk, Müdigkeir, unruhiger, von Phantasien unrerbrochener Schlaf, Kopfschmerz, Appetitlosg=
keit 2c., dabei uun Halsweh, entzünsliche Röthung der inneren Theile des Halses (Halsbräune) und
erschwerte# Schlingen, Erscheinungen, die nicht leicht fehlen, vielmehr dem Scharlach eben so charak-
teristisch angehören, wie die katarrhalischen Beschwerden den Masern.
Nachdem biese Zufälle nun 2, 3 — 4 Dage gewährt haben, erschelut plötzlich — und bamit
beginnt der zweite Zeltraum — auf der Hautoberfläche, namentlich zuerst lm Gesichte, auf dem Halse
und der Brufstk, bald aber auch an den übrigen Dheilen, seltener nur an einzelnen Sctellen des Kör.
peré, der scharlachrorhe Ansschlag, von welchem die Krankheit den Namen führt. Derselbe hat die
Gestalt mehr oder weniger großer, erst abgesonderter, bald aber sich rasch verbreitender und meist zu-
sammenfließender, hochrother Flecke, welche, ohne sich über die nur im Ganzen etwas gespannte Haut
zu erheben, sie doch zuweilen, gleich einer allgemeinen Rose, ganz oder wenigstens grosientheils über.
liehen, beim inggrerach. übrigens weiß werden und sich dann von der Peripherie aus wieder röthen.
Während dieses Ausbruchs der Scharlachflecke, welche sich zuweilen auch rauh (frieselartig) darstellen,
nimmt das entzündliche Halsleiden, so wie die Fieberhitze samme den davon abhängigen Beschwerden
in der Regel noch zu-
Im dritten Jeitraume erhält das Scharlachfieber und die damic verbundene Erschelnung des
Hautausschlags und der Halsbräune sich mehrere Tage hindurch auf dieser Höhe.
molerten endlich schwindet dle Spannung und Röthe der Ham) und unter einer Empfin-
dung von Jucken schuppt sich die letztere ab, meist in Stücken von mehreren Jollen, ja pawellen/ d
on