pung in einem Falle auch schon fruͤher als sonst verschwinden sollten, nicht unbeachtet bleiben buͤrfen,
falls dem Eintritte der vorerwaͤhnten Nachtheile, namentlich wassersuͤchtiger Beschwerden, einigermaßen
gesteuert werden soll.
A. Zeigt sich nun besfsenungeachtet unmittelbar vor, währenb oder nach ber Abschuppung eine
gewiss Sedunsenbeic des Gesiches, insbesondere der Augenlieder, ferner der Gliedmaßen, namentlich
er Füße, oder wohl gar eine Auftreibung des Unterleibes, undr dabei zugleich eine sparliche Absonde-
rung des Urins, welcher selbst entweder blaß, wie Wasser, oder dunkelbraun, dick und rrübe ist, so ist
die Entstehung wassersüchtiger Anschwellungen gewiß, und ärztliche Hülfe dagegen dringend in An-
spruch zu nehmen. Bis diese aber gewährt wird, ist in solchen Fällen besonders die Besörderung der
Hautausdünstung und Harnabsonderung durch geeignete Hausmittel, wie z. B. Flieder, oder Wachhol-
derthee mit Cremmor tarlari. öfteres Reiben der angeschwollenen Theile mit erwärmten wollenen Tüchern
u. dergl. gerathen. Man reicht z. B. dem Kranken Morgens und Abends, oder auch mehrmals am Tage,
einen Thee von gestoßenen oder gelind gerösteten Wachholderbeeren mit ein bis zwei Theelöffeln Cre-
mor tartari, oder läßt auch wohl ein oth Cremor tarlari mie #. Quart Brunnenwasser aufkochen,
setzt dieser Abkochung ein Paar Eßlöffel voll Flieder= oder Wachholdermus zu, und läßt nun diese
Quantitaͤt — die für ein etwa dreijähriges Kind berechnet und nach Verschiedenheit des Alters zu
verstärken oder zu vermindern ist — täglich lauwarm austrinken.
7. Die Rötheln.
b. 56. Die Rötheln stellen eine Form von bitziger Hautkrankhele dar, welche in ihren äufe-
ren Erscheinungen, so wie im Verlaufe, dem Scharlach sehr nahe steht, und sich von demselben, außer
einer ihnen in der Regel eigenen geringeren Gefährlichkeit hauptsächlich nur dadurch unterscheidet, daß
der nach einigen vorgängigen Fieberzufällen und etwas Halsschmerz in Gestalt rother Flecke erschei-
nende Ausschlag mehr gleichzeitig an allen Theilen, selten aber im Gesichte, hervorbricht, daß ferner
die meist truppweise siehenden Flecke selbst in der Regel zwar größer und gezackter, als die Masern-
flecke, doch weit kleiner, als die beim Scharlach sind, und daß sie endlich gegen die Jeic der Abschup-
pung ben und wieder unter der Haut eine lumpharische, ja selbst eiterartige Flussigkeit wahrneb=
men lassen.
6 57. Uebrigens erfordern die Rötheln, die auch ansteckend sind, meist epidemisch auszu-
treten pflegen, und deren Epidemien nicht selten die des Scharlachs begleicen, in Bezug auf Vor-
Hechremanßregeln und das Verhalten der Kranken, die auch meist dem kindlichen Alter angehsren, eine
bnliche Berücksichtigung wie der Scharlach.
8. Die kontagiöse Augenentzündung.
5. 58. Seit den denkwürdigen Feldzügen der Jahre 188 hat in Preußen, namentlich unter
den Truppen, eine Augenentzündung sich bemerklich gemacht, und sowohl wegen der nachtheiligen, in
heftigen Graden bis zur Erblindung steigenden Folgen, womit sie die Augen bebrohe, als auch wegen
ihrer unter gewissen Verhälcnissen ansteckenden Natur, die Fürsorge der Behörde in hohem Maaße in
Anspruch genommen, welche, zum Uncerschiede von anderen gewöhnlichen Arten ker Augenentzündung,
gemeinhin die Acgyptische oder kontagiöse Augenentzündung genannt wird.
Es ist diese Krankheit ihrer Natur nach ein sogenaunter Schleimftuß des Auges, der mie
einer eigenthümlichen, gleich vom ersten Beginnen der Krankheit an sich entwickelnden und bis zum
völligen Vers Jwinden derselben andauernden Rörhung und Auflockerung der sonst glarten und gläu-
zenden inneren Fläche der Augenlieder verbunden ist, wozu sich Erscheinungen einer mehr oder minder
beftigen Eutzündung gesellen. In dem Verlaufe der Krankheit lassen sich besonders drei verschiedene
Grade unterscheiden, die sch durch folgende Symptome zu erkennen geben.
In lhrem ersten geringsten Grade, bei ihrem Beginnen, hat die-Krankheit große Aehnlich-
keit mit einer gewöhnlichen katarrhalischen Augenentzündung, das Weiße im Auge und der Augenlie-
derrand ist leicht gerörhet, die Augen thränen öfters, sind empfindlich gegen helles Licht, so wie gegen
Wind, der Kranke klagt über das Gefühl, als sey ihm Sand oder Staub in dieselben gekommen,
auch wohl über cin Gefühl von Müdigkeit in den oberen Augenliedern, gleichsam als wären diese zu
schwer geworden und wollten herunterfallen, und des Morgens beim Erwachen über Ansammlung
eines gelblichen Schleims in den Augenwinkeln und leichte Verklebung der Augenlieder. Bei einer
Umwendung des untern Augenliedes nach außen zeigt sich indessen schon jetzt das Beginuen der vor-
erwähnten Auflockerung auf dessen innerer Fläche.
Im zweiten Grade der Krankheit sind alle Erschelnungen heftiger, die Augenlieder ’is
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