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davon namentlich den Solbaten weit mehr als Andere tangiren; und dabei gerabe von ihnen meist
weniger beachtet werden, so pflegt sich die Krankheit vorzugsweise auch nur unker Individuen der erst-
genannten Klasse epidemisch zu verbreiten, Personen höherer Seände aber nur seltener zu befallen, wie
man denn dieselbe auch wirklich außer dem Kreise der Soldaten nur noch besonbers in Armen= und
anderen dergleichen Anstalten graffiren gesehen hat.
Nächst der Einwirkung des Contogiums sind es aber hauptsächlich noch folgende nachtbel-
lige Einflüsse, welche, theils durch Steigerung der Empfänglichkeit, theils durch direkte schädliche
Einwirkung die Entstehung und Verbreitung von Augenentzündungen überhaupt und der in Rede ste-
henden insbesondere zu begünstigen, herbeizuführen, ihr Fortbestehen zu unterhalten und zu erneuerten
Ausbrüchen Veranlassung zu geben pflegen.
Im Allgemeinen sind, als die Disposition für die Krankheit begründend, alle dieje-
nigen Ursachen zu nennen, welche anhaltende Kongestionen nach dem Kopfe und den Augen erzeugen,
oder eine sonstige Reizung der letzteren bewirken. Dahin gehören: eine enge) besonders den Hals
drückende und dadurch den Rückfluß des Bluts vom Kopfe hemmende Bekleidung, zumal bei jungen
vollblütigen Personen, — jede anhaltende körperliche Anstrengung, zumal bei großer Hitze, im Staube,
Winde, namentlich beim Wehen heftiger Ost= und Nordostwinde, — übermáßiger Genuß geistiger Ge-
tränke — Aufenthalt in einer unreinen, dunstigen, staubigen Atmosphäre, besonders in Räumen, die
sehr überfüllt sind, — Mangel an Reinlichkeit Uberhaupt und an gehöriger Pflege der Haut insbe-
sondere, — katarrhalische Leiden, z. B. die Grippe, — oder fkrophulöse Körperbeschaffenheit, — auch
manche Formen der Syphilis, welche eine Geneigtheit haben, das Auge zu affiziren u. s. w. Einer
oder der andere der eben genannten Einflüsse ist zwar nicht füglich im Stande, eine solche Disposition
zu begründen, wohl aber eine ereinigung mehrerer derselben, und je gröôßer die Jahl solcher gemein-
sam auf ein Individuum einwirkenden Ursachen und se heftiger diese Einwirkung selbst ist, desto Kar-
ker wird auch die Disposition sich entwickeln und um so geringfügiger dürfen die veranlassenden Ur-
sachen seyn, um die Krankheit selbst hervorzurufen.
Zu diesen veranlassenden Ursachen aber gehören, aufßer einer mittelbaren ober unmiktel-
baren Uebertragung des Contatziums vor Allem: heftige Erkälcungen und alle Verhältnisse, welche
biese herbeizuführen vermögen, wie z. B. das Folgen kalter, thauiger Nächte auf heiße Tage, zumal
wenn Individnen diesem Einflusse uncer freiem Himmel ausgesetzt sind, wie oft der ge eine Mann
in Aegypten, Unter-Italien und anderen südlichen kändern, oder der Soldat im Felblager, im Bivouak,
zumal wenn erhitzende Anstrengungen, starke Märsche, anhaltender Wachtdienst vorausgingen, dabei die
Erde feucht ist, und es an den erforderlichen Schutz= und Erwärmungsmitteln fehlt, — deSßgl. Erkal-
tungen durch kalte Zugluft oder sonstigen raschen Wechsel der Temperatur, wie bieser z. B. beim
Wachtdienste durch den Wechsel des Aufenthalts in heißen Stuben und auf dem Posten) ober durch
schnelle Abkühlung nach anderen dienstlichen Anstrengungen mittelst übereilter Enekleidung, Oeffnens
der Fenster, Waschen mit kaltem Wasser 2c. so leicht herbeigeführt wird u. s. w. Unter Truppenthei-
len, welche vielen obiger Veranlassungen zu Kongestionen des Bluts nach dem Kopf und den Augen,
so wie den Erkältungen in geringerem Grade ausgesetzt sind, hat sich auch die Krankheit, allen Erfah-
rungen zufolge, weniger als bei anderen gezeige, so z. B. auffallend seltener bei der Kavallerie als bei
der Infanterie.
Wirken nun aber jene Ursachen gar auf Individuen ein, bei denen die Krankheic noch gar
nicht erloschen ist, sondern nur schlummerk, wo die Entzündungserscheinungen zwar geschwunden find,
jene Auflockerung der inneren Fläche der Augenlieder aber noch fortbesteht (K. 58.), so bricht bei der
gerinssten Anstrengung, welche dergleichen Individuen ertragen sollen, die Augenentzündung nicht nur
ei ihnen von neuem wieder aus, sondern es wird auch eben dadurch zu deren weiterer Fortpflanzung
auf andere disponirte Personen Veranlassung gegeben, und so bilden dergleichen Individuen einen ge-
fährlichen Heerd der Krankheit in einem Truppenthelle, einer Anstalt rc.
. 60. Aus dem Vorstehenden ergeben sich zugleich die Mittel, welche anzuwendey sind,
um einer Entwickelung und epidemischen Verbreitung der kontagiösen Augenentzündung zu begegnen,
Gesunde davor zu schützen und das Wiederaufwachen der Krankheit bei benjsenigen, welche sonst daran
litten, zu hindern. Alle sene Einflüsse nämlich, welche, als die Disposition für die Krankheit begrün-
dend, oder diese selbst veranlassend, S. 59. näher namhaft gemacht worden sind, werden, insofern es
bie Verhältnisse irgend gestatten, zu vermeiden, zu beschränken oder zu beseitigen seyn. Zeigen sich aber,
jumal im Milikair, in einer Anstalt, Spuren der Krankheit bei einem Individuum, so ist dasselbe so-
sort von anderen zu sondern und ärztlicher Aufsicht und Behandlung, wo möglich in einem Hospitale
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